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Hi, there, ab sofort  gibt es hier in meinem Web-Logbuch (blog) aufgesammelte Geschichten aus Nidda, Vogelsberg und Wetterau. Ihr werdet zufrieden sein. Ich versuche hier, viel selbst zu schreiben, aber auch Zuschriften meiner Leser sind jederzeit wilkommen, solange ein gutes Bild dabei ist und es dem Presserecht und Pressekodex entspricht. Und ich müsste eigentlich gar nicht darauf hinweisen, weil es geltendes Gesetz ist: Für alle Inhalte dieser Homepage, speziell Texte und Bilder, gilt das Urheberrecht. Und ich nehme das ernst. Wer hier einfach Texte und Fotos ohne ausdrückliche Rücksprache mit mir herunterlädt, um sie zur eigenen Bereicherung weiterzugeben oder zu veröffentlichen, wird zur Kasse gebeten.

Liebe Grüße aus Nidda, dem Tor von der Wetterau in den zauberhaften Vogelsberg (oder umgekehrt).                                                              Euer Frank Schäfer

 

Tarja Turunen: Was für eine Stimme, was für eine Aura! 

 Da stand ich nun, am Ziel eines Wunsches angekommen; im Fotograben direkt vor der Bühne, und auch noch direkt vor ihrem Mikrofonhalter. Drei Meter entfernt vor mir erklang ihr kristallklarer Sopran, und sie entsandte zugleich ihre einzigartige Aura. Tarja Turunen aus Finnland. Um meine Unterschenkel flatterten die Hosenbeine, weil ich direkt vor einer Tiefschallbox stand, die auf dem Boden vor der Bühne aufgebaut war. Bei einer Kirchenorgel nennt man sie Pedalbässe, die so tief sind, dass man sie nicht mehr hören, nur noch fühlen kann. Am 17. Mai 2011 trat die finnische Ausnahmesängerin mit ihren mehr als drei Oktaven Stimmumfang endlich einmal in der Nähe auf, in der Hugenottenhalle Neu-Isenburg. Kult wurde sie als "Nightwish"-Frontfrau. Sie steuerte dem düsteren, aber sinfonischem Metal der Band ihren Operngesang bei. In ihrer finnischen Heimat kennt man sie auch von den Weihnachtskonzerten in der Hauptstadt Lahti, in denen sie mit kristallklarem lyrischen Sopran das "Ave Maria" vorträgt oder das "Adeste Fidelis" singt. Nun ist sie solo mit Band unterwegs, zwei Solo-Alben hat sie auch schon eingespielt. Mit Stücken aus ihrem ersten, "My Winterstorm", fängt sie an. Der bekannteste davon: "I walk alone", ihre Hänsel-und-Gretel-Version, in der sie als einsame, gute Waldfee ein Geschwisterpaar vor den dunklen Mächten rettet, die es in den finnischen Wäldern jenseits des Polarkreises gibt. Dort ist auch der Ursprung ihrer Musik, so scheint es. In ihrem auf den ersten Blick düsteren Metal-Konzert (sie selbst nennt es "Opera Metal") gibt es einen akustischen Mittelteil, Balladen, von Akustikgitarren, Cello und Klavier begleitet, stets überstrahlt von der Stimme und Aura dieser Frau. Dann gibt es die Power ihrer zweiten Solo-CD, unter anderem "ihr" James-Bond-Song, falls sie denn jemals den Auftrag bekäme: "In for a kill". Einfach klasse. Es geht weiter bis zur letzten Zugabe: "Until my last breath". Genau das nimmt man ihr ab.Und da stand ich nun drei Meter vor ihr, am Ziel eines Wunsches angekommen, ich spürte ihre Aura, und ihre glasklare, kraftvolle Stimme durchfuhr meine Seele. 

 (c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

Frühling in Wallernhausen 

An diesem 7. April 2011 war es ein traumhafter Frühlingstag in diesem kleinen Dorf am Rande des Vogelsberges. Der ganze Ort wirkte wie eine Idylle. Ringsumher an den Hängen, die das Dorf umgeben, blühen die Bäume und Sträucher in weiß und zartrosa. Selbst aus dem Wald oben am Eschberg blühen weiße Bäume heraus, das sind die Wildkirschen, die solche sonnigen Waldränder bevorzugen. Geht man hinten über die Feldwege Richtung Fauerbach, kommt man durch Alleen voller blühender Sträucher und Obstbäume, das Parfüm ihrer Blüten erfüllt die Luft. An so einem Tag ist Wallernhausen urlaubswert.

 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

Vogelsberger Prinzessin wird Star der Hochzeit des Jahres 

Es ist zwar eher eine Geschichte, die Frauen brennend interessieren wird, die gerade mit Lockenwicklern im Haar unter der Trockenhaube ihres Friseurs sitzen, aber ich möchte sie meinen Lesern nicht vorenthalten:

Es wird wohl die Hochzeit des Jahres, zu der am 27. August 2011 in Potsdam rund 720 Gäste aus dem deutschen und internationalen Hochadel erwartet werden. Die Hauptdarstellerin stammt aus Birstein im südlichen Vogelsberg: Sophie Prinzessin von Isenburg. Schon jetzt füllt das junge Liebespaar die Klatschspalten von Bunte, Gala und Co. Der preußische Prinz findet seine Traumprinzessin im Vogelsberg. Bereits am 21. Januar 2011 hatte der 34-jährige Chef des Hauses Hohenzollern und Urenkel Kaiser Wilhelms II., Prinz Georg Friedrich von Preußen, seine Verlobung mit der 32-jährigen Tochter der Birsteiner Fürsten Franz Alexander und Christine von Isenburg bekannt gegeben. Nun ließ das Haus Hohenzollern auch den Termin der Hochzeit verlautbaren.  Bereits vor sieben Jahren hatte der südliche Vogelsberg Kopf gestanden, als Prinzessin Sophies ältere Schwester Katharina den potenziellen österreichischen Thronfolger (so es denn die zum Glück abgeschaffte Monarchie nach gäbe) Martin Carl Amadeo Maria Erzherzog von Österreich heiratete. Der Jet Set reiste aus Monaco und St. Tropez samt dem dazugehörigen Gefolge der Gazetten-Reporter in den südlichen Vogelsberg. Seitdem heißt Katharina von Isenburg Katharina Erzherzogin von Österreich. Nun heiratet auch das Vogelsberger Mädel Sophie von Isenburg eine "königliche Hoheit" und wieder wird der Gazettenrummel um eine junge Frau aus dem Vogelsberg groß sein. Diesmal allerdings ist die Hochzeit im großen Berlin und nicht im Vogelsberg. Es sei eine Sandkastenliebe, berichtete im Januar die Sprecherin des Hauses Hohenzollern, Michaela Bankart (ganz ohne von und zu). Tatsächlich kennen sich die beiden von Kindesbeinen an, wie ein Sprecher der fürstlichen Rentkammer zu Birstein bestätigte, weil zwischen den beiden Adelsfamilien verwandtschaftliche Verhältnisse beständen. Geboren wurde die Birsteiner Prinzessin, deren Familie einst bis nach Neu-Isenburg, Offenbach und Langenselbold herrschte, in einer Klinik in Frankfurt, sie wuchs im prächtigen Birsteiner Schloss, das auf einem Basaltfelsen thront, auf und ging, ungeachtet ihres "blauen Blutes", wie jedes Birsteiner Kind in die dortige Grundschule. Sie wechselte auf ein Internat, studierte Betriebswirtschaft und startete eine bürgerliche Karriere. Sie arbeitet derzeit in Berlin in einem Beratungsunternehmen für gemeinnützige Organisationen. Dennoch heißt es nun: SKH (Seine Königliche Hoheit) Prinz Georg Friedrich von Preußen und ID (Ihre Durchlaucht) Sophie von Isenburg geben ihre Vermählung bekannt. Es waren zwei Königskinder, vielleicht ist es auch wie ein Fluch, nicht einfach "ganz normale Bürger" sein zu können.

(c) www.nidda-netz.de (Text: Frank Schäfer; Foto: Pressestelle Haus Hohenzollern)

 

"Personenkontrolle" - Meine erste Razzia

Genüsslich lassen sich am 15. Januar 2011 die mehr als 100 Gäste im voll besetzten „Wilden Mann“ in Bermuthshain ihr Dessert schmecken, als die Tür aufgerissen wird. „Personenkontrolle“, ruft ein Polizeibeamter in den Saal, der sich in der Folge als ein ganz „schräger Vogel“ entpuppen wird. „Die Personalausweise bereithalten.“ Bei seiner anschließenden „Personenkontrolle“ bleibt so manchem der Bissen im Halse stecken – allerdings vor Lachen. Und dies war nur eine der vielen Überraschungen und urkomischen, turbulenten Szenen, die die Gäste des „Mordsmenü“ erwartete. Es hatte einen Finissagen-Charakter, denn die Theatergruppe „Andersland“ aus Büdingen, Ortenberg und Umgebung brachte die 150. Vorstellung ihrer  Dinnerkrimis auf die Bühne, die gleichzeitig die letzte war. Nun will sich die Truppe neuen, wahrscheinlich ebenso aberwitzigen und erfolgreichen, Projekten widmen.

Erfolgreich war das Konzept, ein exquisites Vier-Gänge-Menü, diesmal von Andreas Däsch und seinem Küchenteam gezaubert, mit einer Krimikomödie in fünf Gängen zu umgarnen. Anfangs wurde „Halali für einen Toten“ gespielt, die letzten 66 Mal „Ahoi für einen Toten“. Beide Stücke stammen aus der Feder Ronka Nickels, die auch Regie führt und als Darstellerin der Kiez-König-Tochter mitwirkt.  Ebenso dabei ist der bekannte Ortenberger Künstler Hans Schwab, der als Kapitän Bodo Brinkmann das Schiff auf seinem schwankenden Kurs hält. Er schlüpft nebenbei noch in die Rollen des österreichischen Gauners „Nasenbieger Schorsch“ und der älteren Lady „Hermine Vanderhout“  sowie eines betrunkenen russischen Seemanns. Und als Hans Schwab auch noch den Hans Albers gibt, fängt der Saal bei „Auf der Reeperbahn nachts um halb eins“ stehend zu schunkeln an.  Hans Schwab alias Albers steht auf dem Tisch, er hat die Leute voll im Griff, sie singen mit, das „MS Däsch“ wogt im Seegang an der Waterkant.

Dies ist eine Paraderolle des gebürtigen Schweizers Hans Schwab, die er auch in seinem neuen Programm „Blonder Hans, leb wohl“ zusammen mit Ronka Nickel und Dirk Raufeisens „Uferlos-Combo“ in Perfektion auf die Bühne bringt. In mehreren Rollen ist auch das Multitalent Katrin Lachmund zu sehen. Sie spielt die verruchte Halbweltdame Astrid Lohmeier, das „Chiquitta Pupperl“ des „Nasenbieger Schorsch“ und schließlich auch noch die Kommissarin Budenbrock und klärt so quasi ihre eigene Ermordung auf. Sie erweist sich nicht nur als gute Schauspielerin, Trompetenspielerin, Sängerin und schlagfertige Komödiantin, sie ist auch Artistin, was sie mit dem ein wenig einfältigen Smutje „Otto, die Gräte“ (Christian Menzel) eindrucksvoll unter Beweis stellt.  Da sind auch noch Gerdi Iffland (als die Halbweltdame Paula Klump) und Didi Iffland (als Hartmudt Hornung und als der besagte Polizist Hartmut Schulze) sowie Rene Bauer für die Technik mit von der Partie. Sie alle servieren einen Mix aus Slapstick, Komödie, Schauspielkunst, Musik und Artistik, der für beste Unterhaltung sorgt. Dabei brauchen sie nicht einmal eine Bühne. Der ganze Saal ist ihre Spielfläche, die Bermuthshainer Kulturscheune wird zum „MS Däsch“.  Da erwischt es auch so manchen aus dem Publikum, der plötzlich als Leichtmatrose oder Hilfspolizist dienstverpflichtet wird.

Die ganze Geschichte spielt 1963, „als die Mauer noch jung und der Kanzler alt ist“, wie Ronka Nickel in das Thema einführte. An Bord eines luxuriösen Schiffes treffen sich geladene Gäste, dubiose Gestalten und mysteriöse Figuren zur feierlichen Seebestattung des Kiez-Königs Eckehard Hornung und die potenziellen Erben des Verstorbenen: Hartmudt (Didi Iffland) und Dagmar Isolde (Ronka Nickel).  Doch  bevor es weitergeht, wird erst einmal eine pikante Ingwersuppe serviert, als erster Gang nach dem ersten Akt. Weiter geht es auf dem Luxuskutter „MS Däsch“, der zweite Akt endet mit „Das kann doch einen Seemann nicht schüttern“ und der zweite Gang wird serviert: „Liebeskummersalat mit treuloser Tomate“. Weiter geht es mit dem Krimi zum Dinner: Ritze-Edes Testament wird entdeckt, in dem er seine beiden Kinder „wegen ungenügend gefestigter Kriminalität“ enterbt. Die Lebedame Astrid Lohmeier wird zur Erbin des Kiez-Imperiums. Und alle, die sich Hoffnungen auf das Erbe gemacht hatten, sind sie mit an Bord. Ob das gut geht? Natürlich nicht. Astrid Lohmeier wird mit einem Messer im Rücken aufgefunden, direkt an der Urne, die auf ihre Seebestattung wartet. Doch wer ist der Mörder? Das erfährt der Zuschauer nach dem dritten Gang des Menüs, dem „Mordsbraten für den Mordsappetit“.  Die Kommissarin betritt den Plan. Fünf Hauptverdächtige kristallisieren sich heraus. Wer von ihnen der Mörder ist, das soll das Publikum entscheiden. Stimmzettel werden verteilt, die während des Desserts ausgefüllt werden. Und dahinein platzt nun der schräge Polizist, der die Leute in seiner bewährten „Spaßkellner-Wilhelm“-Manier gehörig schikaniert. Nach dem Dessert stellt sich heraus: die Stimmzettel sind nun bei den Fischen, die Abstimmung wird per Handzeichen wiederholt, Kiez-Königs Sohn Hartmudt mehrheitlich zum Mörder erklärt.  Nach nahezu fünf Stunden sind alle satt und zufrieden zugleich, vom guten Essen und von bester Unterhaltung.

Abschiedsstimmung kommt auf, es war die letzte Vorstellung, die Truppe trinkt ein Bier aufs Publikum, aufs Mordsmenü und auf das Küchenteam. Doch Didi Iffland machte Mut: „Es wird etwas Neues geben.“

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Schön sind wir sowieso...

Jawohl, da hat er recht. Markus (Mörl) stimmte dieses Lied auch bei der Neue-Deutsche-Welle-Show "Ich will Spaß" am 7. Januar 2011 im Rhein-Main-Theater Niedernhausen an. Drei Stunden Nostalgie und flotte Unterhaltung bekamen die Fans geboten. Diesmal verzichtete Markus auf eine Vorband als Einheizer. Er und seine NDW-Kollegen Hubert Kah, Peter Hubert (Ex-UKW-Sänger) und Joachim Witt heizten schon genug ein, unterstützt durch die Rockröhre Silke Knoll aus Gelnhausen, eine glänzend aufgelegte Band und drei bezaubernde Tänzerinnen. "Ich geb Gas, ich will Spaß", damit wurde die Show natürlich eröffnet. Und dann ging es Schlag auf Schlag. Die 80er Jahre und ihre Musik wurden wieder lebendig. Es ist so etwas wie eine Hymne meiner Generation: "Schön sind wir sowieso". Und wie um das zu bekräftigen, prangt auf dem E-Bass Angie Taylors der Aufkleber: "Baby Du siehst gut aus". Danke für das Kompliment :-)  

Der erste Gaststar, der unter dem Jubel der Fans die Bühne betrat, war Hubert Kah. Der wird immer besser, wie es scheint. Diesmal ohne Samtanzug und Feuerflammen-Schuhe, eher leger, zelebrierte er seine Hits wie "Rosemarie", "Wenn der Mond die Sonne berührt" oder "Sternenhimmel". Nicht umsonst galt er als Exzentriker unter den NDW-Stars. Aber diesmal sollte ihm in dieser Hinsicht jemand anderes die Show stehlen. Nein, nicht die Silke, die eine Hommage an Nena auf die Bühne brachte. Höhepunkt dieses Blocks war das Duett mit Markus "Kleine Taschenlampe brenn'", das Markus einst mit Nena gesungen hatte. Und gute Laune pur versprühte Peter Hubert, der auch mit seinen frechen Ansagen im Berliner Dialekt unterhielt. "Im Tretboot in Seenot" oder "Flieger, grüß mir die Sonne" (eigentlich von Hans Albers), das war etwas zum Mitsingen und Armeschwenken. Dann kam der exzentrischste Teil des Abends:  

Joachim Witt aus Hamburg, ganz in Schwarz gekleidet, eröffnete seinen Showblock mit "Die Flut", mit dem ihm 1998 ein glänzendes Comeback gelungen war. Dass der Mann nicht nur Musiker, sondern auch Schauspieler ist, merkte man ihm an. Auf manchen mag dies seltsam oder befremdlich gewirkt haben, seine Lieder über Psychopathen und Nervenheilanstalten wie "Goldener Reiter" oder seine Abrechnung mit konservativen Autoritäten wie "Ich bin Euer Herbergsvater (Tritratrullala)". Irgendwie eine recht anspruchsvolle Musik, wenn sie auch an diesem Abend einen Bruch bedeutete. Aber dann kehrte Spaß und beste Laune zurück auf die Bühne, als die Akteure gemeinsam das Finale und die Zugaben bestritten. Noch einmal "Sternenhimmel" bis zum Abwinken. Hubert ist auf dem Bild etwas verwackelt, er heizt ja gerade mit "Sternenhimmel" ein, und Angie gibt ihm einen deftigen Bassrhythmus dazu. Da blieb niemand mehr auf den Sitzen.

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

 

Haben wir eigentlich Winter oder "Chaos"?

Das ist Gelnhausen an der Kinzig, im Hintergrund sieht man Lavaströme, die seit vielen Millionen Jahren erkaltet sind. Dieses Mittelgebirge heißt  "Vogelsberg". Und dann kam auch noch die Angst vor Katharina, der Kalten, dazu. Aber Gelnhausen hat es überstanden, wie so manches, es ist nicht im Chaos versunken, es präsentierte sich heute (2. Dezember 2010) als ein Winter-Wunderland. Gelnhausen hatte eine Kaiserpfalz vom Staufer Friedrich II., "Barbarossa". Und es war mal ein bedeutender Handelsplatz. Vergangene Zeiten, Kaiserpfalz und Marienkirche zu Gelnhausen, das nächste Bild. Sonnenschein und blauer Himmel, selbst bei minus zehn Grad - was will man mehr!

 

((c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

 American Thanksgiving mit 8 Kilo Truthahn und mehr

Viele Köche verderben den Brei? In dem Fall nicht. Was Ihr hier seht, ist die zentrale Fleischbeilage, ein acht Kilogramm schwerer Truthahn, dem Wolfgang, Jannis und Sharon zu Leibe rücken, um ihn auf seinen viereinhalbstündigen Aufenthalt im Backofen vorzubereiten. Da passte er gerade so hinein. Aber zu dem Kochkurs der VHS Nidda, den Sharon Rieck am Samstag, 20. November 2010, in der Küche der Beruflichen Schule Nidda veranstaltete, gehörte mehr, alles nach amerikanischer Tradition. Es ging um "American Thanksgiving - Turkey and all the Trimmings". Dieses Thanksgiving-Fest in den USA wird immer am letzten Donnerstag im November zelebriert, so lernten wir. Es war als Dankeschön der europäischen Siedler an ihre indianischen Erntehelfer gedacht, in der frühen Pionierzeit. Das hörte sich schon einmal sehr gut an, aber dann ging es an die Arbeit. Einen riesigen Berg voller Gemüse, Mehl, Gewürzen, eine Flasche Whisky und Gognac und vieles mehr hatte die Kursleiterin besorgt. Ran an die Arbeit. Fachgerecht bereitete Sharon den frischen Turkey von einem heimischen Geflügelhof zu. Hals, Magen und Herz kommen in einen extra Topf als Grundlage für die Gravy. Andere bereiteten unterdessen die Füllung aus kleinen Weißbrotwürfeln, Kräutern und Gewürzen vor, mit denen das Turkey Monster gefüllt wurde (das Resultat war ein riesiger Semmelknödel in seinem Inneren, der sich mit dem Bratensaft vollgesogen hatte). Andere Teams (wir waren acht Teilnehmer plus die Kursleiterin) bereiteten die Aperitis (Egg nog und Old Fashioned) vor, machten den Appetizer (Crudities de Saison with California Dip) oder kümmerten sich um die beiden Suppen (Zucchini and Pumpkin Cream Parfait). Unendlich viel Gemüseputzerei und -schnippelei war damit verbunden. An allen vier Herden in der Küche wurde eifrig gewerkelt. Und da waren ja noch die "Kleinigkeiten" zu machen wie die beiden Cranberry-Sauces, die Biscuits, der Brokkoli und der Süßkartoffel-Auflauf. Und wer kümmert sich eigentlich um die Desserts, und da gab es gleich drei:  Kürbis-Pie und -Torte sowie Velvet Spice Cream. Zwischendurch wurde immer wieder gespült, alles mit der Hand. Alle Töpfe und Pfannen waren in Beschlag. Endlich, 20 Uhr am Abend. Der Turkey ist fertig. Aperitif und Appetizer (der California Dip ist super lecker und war am einfachsten zuzubereiten) wurden schon Stunden vorher verzehrt, um nicht ganz dem Hunger zu erliegen. Erschöpft und gesättigt lehnte sich das Küchenteam zurück. Nur von den Pumpkin Pies blieben viele liegen, weil da was verwechselt wurde und in den süßen Teig statt ein Viertel Teelöffel vier ganze Teelöffel Salz hineingegeben wurden. Eigentlich waren alle satt und zufrieden, doch die Thanksgiving-Gesellschaft musste sich noch einmal aufraffen, um die Küche in ihren Ursprungszustand zurück zu versetzen. Was ein Aufwand! Aber es hat sich gelohnt. Thank you, Sharon. Und ich möchte keine abfälligen Bemerkungen mehr über die amerikanische Küche hören. Wer zu McDonalds oder zur Currywurst-Bude geht, ist selber schuld. "Slow food instead of fast food"!.

 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

Das niedrigste Gipfelkreuz Deutschlands

Das sind Volker, Sharon,  Katharina, Heike und Michael am 24. Oktober 2010 an einem denkwürdigen Punkt: dem niedrigsten Gipfelkreuz Deutschlands. Es steht auf dem Friedrichsberg beim Niddaer Ortsteil Michelnau. Der Ortsbeirat und Einwohner des Dorfes haben den Stein und das Kreuz im Jahr 2006 hier errichtet. Und als niedrigstes Gieplkreuz Deutschlands bezeichnen sie es, weil es nur exakt 311,4 Meter über dem Meeresspiegel steht. An einem Holzpfosten hängt sogar ein Kasten mit einem richtigen Gipelbuch, in dem sich Besucher eintragen können. Ist das die einzige Attraktion, die Michelnau zu bieten hat? Beileibe nicht. Man schaue  sich einmal den roten Stein mit den lateinischen Ziffern MMVI (das steht für 2006) einmal näher an. Auf den ersten Blick ist es Sandstein. Aber es ist eine weltweit einzigartige Gesteinsart, roter Lava-Tuff,  wie er nur in diesem relativ kleinen Vogelsbergkrater vorkommt, an dem Michelnau liegt. Der stillgelegte Steinbruch, aus dem dieser Stein gewonnen wurde, ist inzwischen die Hauptattraktion des "Vulkan-Dorfs" Michelnau. Die Stadt Nidda hat ihn gekauft, der Verein der Freunde des Steinbruchs Michelnau kümmert sich um ihn. Viele tausend freiwlliger Arbeitsstunden sind in diesem Jahr schon zusammengekommen. Der Steinbruch ist ein einzigartiges Geotop, aber auch ein Biotop und ein Industriedenkmal. Weitere Infos: www.steinbruch-michelnau.de

 

Der Steinbruch liegt auch genau an dem Weg, der zum Gipfelkreuz führt. Er ist Bestandteil der Erweiterungsrunde der Vogelsberger ExtraTour "NaturTour Nidda", die durch ein hellgrünes Vogelsberg-Logo gekennzeichnet ist, das einem hellgrünen Hundehaufen ähnelt. Man folgt diesem Zeichen durch den Steinbruch bergauf, man ist dann auf einem Weg, den die Einheimischen "Röderweg" nennen. Nach rund 45 Minuten folgt man dem hölzernen Wegweiser, der nach links in Richtung "Gipfelstein" weist.

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer 

 

Auerochsen und Wildpferde in der Wetterau/ Wandern mit Landrat Arnold

"Wandern mit Landrat Joachim Arnold", das ist im Wetteraukreis an den Samstagen mittlerweile ein Dauerbrenner-Thema. Diesmal (23. Oktober 2010) scharten sich rund 70 Interessierte um ihn und andere Experten wie den Geschäftsführer des Naturschutzfonds Wetteraukreis, Dr. Burkhard Olberts (der da gerade redet, links neben ihm Joachim Arnold), Förster Josef  Tiefenbach vom Forstamt Nidda, der die Naturschutzgebiete mitkonzipiert und überwacht, Jürgen Faust, Kreisvorsitzender des NABU, die Bürgermeister von Ortenberg (Ulrike Pfeiffer-Pantring) und Glauburg (Carsten Krätschmer). Aber was ist an Effolderbach so interessant, das die meisten nur als Haltstestation des "Stockheimer Liechschens" kennen? Zum Beispiel der Biber.

 

Das mag makaber aussehen, aber anders als mit Präparaten kann man den Biber kaum vorführen, denn er ist zu scheu, zu vorsichtig und zu schlau. Mitten in der Landesgartenschau Bad Nauheim, auf der Insel im großen Kurparkweiher, leben Biber, was man erst durch die Fraßspuren an den Uferbäumen entdeckte. Horst Veith, der Biberbeauftragte des NABU-Kreisverbandes Wetterau, zeigt an diesem Samstag in Effolderbach anhand eines Biberfelles, wie groß dieses Tier ist. Nein, dies ist keine Wildschweindecke, das ist ein Biberfell. Das Tier wiegt bis 20 Kilogramm und ist das größte Nagetier der Welt. Es war in Deutschland nahezu ausgerottet, nur an der Elbe hatte eine Population überlebt. Man siedelte einige dieser ostdeutschen Biber in Sinntal im hessisschen Spessart an - und siehe da: Sie vermehren sich und erobern von dort aus neue Lebensräume. Zu Fuß. Bis zu 20 Kilometer legen sie nachts zurück. Ein faszinierendes Tier, zudem das einzige, das sich seinen Lebensraum bei Bedarf selbst gestaltet: Wenn der Wasserstand zu niedrig ist, fällt es eben Bäume um Dämme zu bauen.

 

Aber der Biber war nur ein Thema am Rande. Interessant war, wie die einst begradigte Nidder zwischen Ortenberg und Glauburg jetzt in ein Naturparadies verwandelt wird. Und es geht noch weiter. In der Nidderaue zwischen Effolderbach und Stockheim grasen derzeit noch robuste Galloway-Rinder. Das wird sich ändern. Ein stabiler, hoher Zaun wurde bereits errichtet, um einem Pilotprojekt Platz zu machen: Hier wird ein Lebensraum für Heck-Rinder (eine Rückzüchtung des ausgestorbenen Auerochsen) und für Wildpferde der Konik-Rasse sein.  Der Tourismus, so hofft der Landrat, wird profitieren, denn an dieser Idylle führt der Vulkanradweg vorbei. Es wird Beobachtungsstationen geben. Und direkt gegenüber ist das touristische Leuchtturmprojekt des Wetteraukreises, der Glauberg, wo im Frühjahr 2011 das Keltenmuseum eröffnet wird.

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Die Suche nach den dicken weißen Bohnen

Das darf doch nicht wahr sein. Da will man seine Freunde am Wochenende zu einer griechischen Bohnensuppe nach einer original antiken Rezeptur einladen, und dann ist die wichtigste Zutat einfach nicht aufzutreiben. Die Rede ist von „Fassolatha“, die der griechische Philosoph Plutarch vor rund 2000 Jahren als Aphrodisiakum rühmte. Die Zutatenliste ist eigentlich übersichtlich. Dicke weiße Bohnen (25 Prozent Eiweißgehalt) gehören dazu, ein ordentliches Bündel grüne Sellerieblätter (nicht die Knolle), einige Karotten, pürierte Tomaten, Salz, Pfeffer, zwei bis drei Pepperonischoten, ordentlich Olivenöl und natürlich Wasser. Auf Zutaten wie „Mononatriumglutamat“ hat man in der Antike eher verzichtet. Das erste Probekochen nach dem Urlaub in Athen erbrachte ein vorzügliches Ergebnis. Doch nun sind die mitgebrachten dicken weißen Bohnen aus Griechenland aufgebraucht. Das dürfte ja eigentlich kein Problem sein? Doch. Es begann eine Irrfahrt durch mehrere Supermärkte der Region mit einer intensiven Inspektion der Hülsenfrüchte-Regale. Erbsen, Linsen, Bohnen, alles da. Aber leider waren nur kleine weiße Bohnen im Sortiment, nicht die dicken weißen Bohnen. In den Regalen mit den Konserven fand man sie, „fat white beans“, aber leider alles Konserven. Bohnen aus der Büchse sind den Gästen eigentlich nicht zuzumuten. Die sind schon zermatscht. Für eine liebevoll gekochte Fassolatha muss man die großen Hülsenfrüchte aber erst über Nacht einweichen, abgießen und dann mit den anderen Zutaten zwei Stunden kochen. Das ist der Unterschied. Ein noch größerer Supermarkt müsste sie doch eigentlich haben, getrocknete dicke weiße Bohnen. Doch selbst der Gang zu einem „Herkules“-Center war eine einzige Enttäuschung. Der Name war vielversprechend, ist Herkules der griechischen Sage nach doch eine Art Superheld gewesen, der die unmöglichsten Aufgaben löste. Schließlich soll er ein Sohn des antiken Gottvaters Zeus gewesen sein. Merkwürdig, vielleicht sogar Blasphemie, dass man danach einen Großmarkt benennt. Dieser große „Herkules“-Markt bot zwar eine imponierende Auswahl an 300 verschiedenen Duschgelen – jedoch keine getrockneten dicke weiße Bohnen. Die letzte Hoffnung, eine zündende Idee, war die multikulturelle Vielfalt. Man könnte doch in den Geschäften, die unsere ausländischen Mitbürger, die sogenannten „Migranten“, betreiben, fündig werden. Und tatsächlich. In dem „Nahkauf“-Laden mit seinen türkischen Lebensmitteln fand sich endlich ein Sortiment an getrockneten weißen Bohnen (und nur 20 verschiedenen Duschgels). Dazu Großpackungen an Feta und anderen Leckereien des Mittelmeerraums. Auf allen Waren steht es ganz ordentlich auch in deutscher Sprache drauf, wie es die unerbittliche preußische Bürokratie verlangt. Aber: Das Essen ist gerettet und ein Denkprozess setzte ein, irgendwo im Spagat zwischen „Multikulti erhalten“ und „Integration fördern“.

 

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Kraniche über Wallernhausen - gute Reise und kommt bald wieder 

Bei meiner Wanderung (siehe unten) waren sie ja noch nicht da. Doch heute, am 13. Oktober 2010 gegen 19 Uhr, da hörte man schon von weitem ihr Rufen. Rund 200 Kraniche zogen in der Abenddämmerung über Wallernhausen hinweg, ihr Ziel für diesen Tag war ganz klar die "Wetterauer Seenplatte". Irgendwo zwischen Friedberg und Hungen werden sie sich für eine Rast niedergelassen haben. Sie haben noch einen weiten Weg vor sich. Diese Kraniche sind aus Skandinavien und dem Ostseeraum und wählen die westliche Zugroute über uns hinweg. Weiter geht es über das Rhein-Main-Gebiet, dann über Frankreich, Spanien, Gibraltar nach Afrika. Wenn sie rasten, gilt: Bei aller Begeisterung bitte mindestens 300 Meter Abstand halten (Fluchtdistanz). So ein langer Flug ist anstrengend, sie wollen sich ausruhen und Nahrung aufnehmen.  Macht es gut, gute Reise, und kehrt gesund zurück.

(c) Text und Foto: Frank Schäfer

 

Der große Gänserastplatz an den Knappenseen

Die Wanderung (siehe unten) ist auf überraschend positive Resonanz gestoßen. 25 Leute wollten das erleben. Die Kraniche fliegen und rasten in Hessen, das steht fest. Aus dem hessischen Ried werden tausende gemeldet (www.nabu-hessen.de). In der Wetterau sollen sie auf dem Golfplatz Friedberg gelandet sein, wir bekamen an diesem Samstag, 9. Oktober 2010, keine zu Gesicht. Dafür tummelten sich dort, rund um den unteren und oberen Knappensee, hunderte von Wildgänsen. Die heimischen Wildgänse mischten sich problemlos mit der Nilgans (die mit dem schwarzen Kranz um die Augen). Die haben inzwischen ein riesiges Verbreitungsgebiet. In Südafrika konnte ich sie ebenso sehen wie an dieser idyllischen Kinzig-Mündung in den Main in Hanau. Ich mag Gänse, seit ich in meiner Jugend diese Geschichte des Verhaltensforschers Konrad Lorenz vom "Gänsekind Martina" gelesen habe. Er entdeckte das Phänomen der "Prägung" bei bestimmten Jungvögeln. Dieses Gänsekind Martina hielt ihn für seine Mutter, weil er das erste Lebewesen war, das es sah, als es sich aus dem Ei befreit hatte und watschelte ihm immer hinterher. Diese vielen Gänse am unteren und oberen Knappensee  waren, neben den herumlungernden Kormoranen, auch für die Teilnehmer der Wanderung faszinierend. Die meisten dieser Wildgänse werden weiterfliegen, manche bleiben hier. Das Zugvogelverhalten ändert sich mit dem Klimawandel. In Lindheim gibt es ein Storchenpaar, das dableibt. Ein Storchenpaar ist auch noch an den Knappenseen in der mittleren Horloffaue zwischen Nidda und Hungen. Silberreiher haben wir gesehen. Auch ohne Kraniche war es schön. Die nächste Wanderung dieser Art werde ich im Frühling anbieten, ich arbeite zudem an neuen Touren, die Natur, Kultur und Geologie verbinden.

(c) Text und Foto: Frank Schäfer

 

Vom Menhir zum Knappensee

 Der NABU-Naturführer Frank Schäfer aus Nidda bietet am Samstag, 9. Oktober 2010, eine geführte Wanderung auf den Spuren von Kultur und Natur an. Treffpunkt ist um 13 Uhr am Dorfgemeinschaftshaus Nidda/ Unter-Widdersheim, die ehemalige Alte Schule, die direkt an der Landesstraße nach Echzell zu finden ist. Erste Station ist der 5000 Jahre alte Menhir-Kultstein, der „Kindstein“. Von dort geht es entlang des Limes-Wanderweges zum Naturschutzgebiet „Burg“, auf dem einst ein römisches Kleinkastell stand. Heute ist es Naturschutzgebiet (Magerrasen/ Streuobst), auf dem sich auch eine Vogelbeobachtungsstation mit Blick auf das Naturschutzgebiet „Mittlere Horloffaue“ befindet, die auch ein beliebter Rastplatz für die gen Süden ziehenden Gänse- und Kranichschwärme ist. Mit ein wenig Glück ist der herbstliche Vogelzug dann in vollem Gange. Die Aussichten scheinen gut zu sein, meldete der NABU Hessen doch am 5. Oktober, dass der Kranichzug über Hessen begonnen hat. Die Wanderung führt weiter zum Naturschutzgebiet „Unterer Knappensee“ bei Hungen-Utphe, wo sich ebenfalls eine Beobachtungsstation befindet. Schließlich wird noch das Naturschutzgebiet „Oberer Knappensee“ umrundet, bevor es auf direktem Weg zurück zum Ausgangsort geht. Die Wanderung richtet sich an alle, die sich für Naturidylle und Geschichte der Region interessieren, sie ist geeignet auch für Kinder ab zehn Jahre. Die Strecke ist rund zehn Kilometer lang, man sollte vier Stunden Zeit einkalkulieren. Für die Vogelbeobachtungen bitte ein Fernglas mitbringen. Der Unkostenbeitrag liegt bei drei Euro (ermäßigt zwei Euro). Anmeldungen sind nicht erforderlich. Weitere Infos gibt es unter Tel. 0171-5331460 oder E-Mail frank.schaefer34@freenet.de.

(c) Text und Foto: Frank Schäfer 

Die "Glücksbringer" ziehen über Hessen

Seit ein paar Tagen ist wieder das großartige Herbstschauspiel ziehender Kraniche am Himmel über Hessen zu sehen. Aufmerksame Naturfreunde konnten bereits größere Schwärme des laut trompetenden "Glücksvogels" am Abendhimmel beobachten. Die Kraniche suchen in Hessen manchmal Rastplätze auf, um sich vom anstrengenden Flug zu erholen und Nahrung aufzunehmen. Gerhard Eppler, Landesvorsitzender des NABU Hessen, bittet alle Naturbeobachter um Rücksichtnahme: "An den Rastplätzen sollte man einen Abstand von 300 Meter einhalten, um erschöpfte Tiere nicht unnötig zu beunruhigen." Hessen liegt in einer Hauptzugroute der Kraniche auf ihrem Weg von der Ostsee in ihre Winterquartiere im Südwesten Europas. An ihren nördlichen Sammelplätzen - z.B. bei Rügen und an der Mecklenburgischen Seenplatte - finden sich im Herbst 80.000 bis 100.000 Kraniche ein. Bei günstiger Witterung brechen einzelne Schwärme früh morgens auf und ziehen südlich und nördlich am Harz vorbei. Sie erreichen dann das Weserbergland und Thüringen und fliegen meist in den Nachmittags- und Abendstunden weiter durch Hessen. Schwerpunkte des hessischen Durchzuges sind die Flusstäler Ober- und Mittelhessens, wo ein Teil der Tiere auch Rastgebiete aufsucht. Beim Weiterflug mit 50-70 km/h erreichen die über Hessen ziehenden Tiere die Auen von Main und Rhein und fliegen schließlich über Frankreich weiter nach Südwesten. Für den Naturbeobachter sind die ziehenden Kraniche an ihrer keilförmige Formation und den trompetenartigen Rufen zu erkennen. Die kräftigen und erfahrenen Tiere fliegen an der Spitze, dann folgen Familien mit durchschnittlich zwei Jungtieren. Bei günstigen Flugbedingungen können die bis 1,30 Meter großen Tiere ohne Halt bis nach Südeuropa fliegen. Manche legen aber auch eine Rast in Hessen ein. Sie landen z.B. im Amöneburger Becken, an der Ohm, der Lahn und in den NABU-Schutzgebieten Arxbach und Lampertshauser Teich im Kreis Marburg-Biedenkopf. Auch die Rheinauen in Südhessen sind ein beliebter Rastplatz. Die Rücksichtnahme an Rastplätzen ist notwendig, weil die Kraniche bereits eine weite Flugstrecke hinter sich haben, wenn sie in Hessen eine Pause einlegen. "Sie brauchen Ruhe und die Gelegenheit, etwas zu fressen und wieder Kräfte zu sammeln", erläutert der Biologe Eppler. Der NABU bittet darum, Kranichbeobachtungen im Internet unter www.NABU-Hessen.de einzugeben oder an den NABU Hessen unter Tel.:
06441-67904-0 zu melden. Auf der hessischen Kranichwebseite sind auch alle bisherigen Kranich-Beobachtungen abrufbar.

NABU-Pressemitteilung vom 5. Oktober 2010

 

Demonstration gegen (und für) das Ladenzentrum in der Harb 

Das Thema scheint auch Niddaer Bürger aus allen Stadtteilen zu interessieren - und dazu Leute aus Nachbarkommunen wie Ranstadt, Schotten, Ortenberg oder Hungen. Zur Demonstration kamen jedenfalls heute Abend (27. September 2010) erstaunlich viele Leute auf den Niddaer Marktplatz. Die Meinungen sind geteilt zu dem geplanten Ladenzentrum auf dem ehemaligen Kahle-Gelände in der Harb. Der Gewerbeverein Nidda hat sich von Anfang an dagegen gewandt, direkt gegenüber des "Herkules"-Einkaufsmarktes im "Dreckloch in der Harb" (einer ehemaligen Betonsteinfabrik) noch ein großes Ladenzentrum zu errichten. Er befürchtet, dies könne der Tod der Innenstadt-Geschäfte sein. Immerhin haben der Eigentümer des Geländes, Stephan Adam aus Friedberg, und der Investor, Albrecht Krebs aus Hanau, ihre ursprünglichen Pläne zurück geschraubt:. Statt 9000 Quadratmeter Verkaufsfläche (gegenüber der "Herkules" hat 7500 Quadratmeter Verkaufsfläche) auf 5000 Quadratmeter. Die "DM"-Drogerie hatte sich in der Zwischenzeit sowieso anders entschieden und baut jetzt neben dem Lidl in Nidda. Die 5000 Quadratmeter sind dem Gewerbeverein Nidda aber immer noch zu gefährlich. Bernd Herche, der Vorsitzende, machte seinem Unmut Luft. Ebenso der Geschäftsführer der Schottener Marketinggesellschaft, Ralph Koster, der mit dem Schottener Stadtrat Willi Zinnel erchienen war, die Vorsitzende des Gewerbevereins Hungen, Gabriele Dölling-Reichardt, und der Erste Stadtrat Hungens, Herbert Engel. Offizielle Vertreter des Niddaer Magistrats waren seltsamerweise nicht erschienen, was den Eindruck verstärkt, dass sich die Politik angesichts der bevorstehenden Kommunalwahl um eine klare Aussage herumwindet. Es waren aber heute Abend auch Gegendemonstranten da, die für das Projekt sind. Zum Beispiel die Initiative um Marianne Henninger. Bernd Herche ließ fairerweise auch Stephan Adam zu Wort kommen. Der Besitzer des Kahle-Geländes warb für das Projekt. "Innenstadtrelevante" Märkte wie ein Rofu-Kinderland habe man mit Rücksicht auf den Niddaer Einzelhandel aus der Planung heraus genommen. Und was für eine Konkurrenz könnten die Niddaer Geschäfte aus einem "Dänischen Bettenlager" oder einem "Fressnapf" befürchten? Die Niddaer Stadtpolitik scheint jedenfalls nicht gewillt zu sein, vor der kommenden Kommunalwahl Farbe zu bekennen und lässt es in den Gremien.

Wer seine Meinung sagen möchte, kann es hier auf www.nidda-netz.de unter dem Menüpunkt "Umfrage" tun.

 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

 Im Landmaschinenparadies

An diesem Samstag, 11. September 2010, und auch am Sonntag darauf war wieder das große Landmaschinentreffen auf dem Baiersröder Hof zwischen Altenstadt und Hammersbach.  Das war diesmal etwas anders, denn das traditionelle Treffen, das die Interessengemeinschaft Historischer Landmaschinen im Wetterau- und Main-Kinzig-Kreis e.V. (IGHL) jedes Jahr im September auf dieser Staatsdomäne bei Marköbel veranstaltet, war begleitet vom Bundeswettbewerb des Leistungspflügens. Das Bundes-Landwirtschaftsministerium war diesmal Veranstalter und zahlte alles, weswegen der Eintritt frei war. Die vielen tausend Leute, die an diesem Wochenende dort waren, kamen freilich nicht wegen des Bundes-Leistungspflügens, sondern wegen der historischen Geräte - und niedlicher Miniaturnachbauten, die Mitglieder der IGHL ausstellten. Dies ist z.B. der 1:20-Nachbau einer Lanz-Dreschmaschine, die von einem Lanz-Bulldogs alten Typs mittels eines Riemens angetrieben wurde. Aber nicht nur das Modell wurde gezeigt, das Original war in Aktion zu bewundern:

 

Das ist das Original in Aktion. Was heute eine Claas-Hightech-Erntemaschine im Akkord schafft, war vor 70 bis 80 Jahren noch recht mühselig, aber immerhin schon durch die archaische Kraft eines Lanz-Bulldog mittels eines Riemens angetrieben. Der Lanz Bulldog ist genial, das "missing link"  zwischen Dampfmaschine und Diesel-Traktor. Heinrich Lanz kam aus der Dampfmaschinen-Konstruktion, die außer im Schienen- und Schiffsverkehr ausgedient hatte. Lanz zog den Verbrennungsmotor des Konstrukteurs Rudolf Diesel heran und kombinierte den Motor mit Dampfmaschinentechnologie. 1938 etwa kam ein Lanz Bulldog auf den Markt, der noch Eisenreifen hatte. Ein Zylinder, 28 Pferdestärken, der Hubraum des Zylinders ist so groß wie das Raumvolumen eines Putzeimers. Das Problem ist, diesen einen Zylinder, der ein massives, großes Schwungrad antreibt, in Gang zu bekommen. Dieser gewaltige Zylinder hat selbstverständlich weder elektrischen Anlasser noch Glühkerze. Das Prinzip eines Dieselmotors ist, dass er ein Selbstzünder ist. Ein Diesel(Heizöl:-))-Luft-Gemisch wird durch den zurückkehrenden Kolben (es ist eine Drehbewegung) komprimiert (Kompression bedeutet bei Gasen gleichzeitig Erhitzung) und geht knallartig los. Der Kolben wird wieder nach oben getrieben. Das Problem eines Diesel-Motors ist die erste Zündung. Bei einem Kolben von der Größe eines Putzeimers dachte sich der Heinrich Lanz dann so aus: Vorne hat sein Bulldog eine Glühnase, die wird 20 bis 30 Minuten mit einer benzinbetriebenen Glühlampe (Standardzubehör) vorheizt. Die Hitze wird, da alles aus massivem Eisen besteht, in den Kolben geleitet. Wenn die Nase so richtig glüht. kann man den ersten Startversuch wagen. Man zieht die Lenkradstange heraus, steckt sie in die Öffnung des seitlichen Schwungrads und dreht mit soviel Schwung, wie es die gewaltige Eisenmasse zulässt. Mit ein  wenig Glück tuckert der Lanz Bulldog jetzt schon los, seine Kraft kann genutzt werden.

 

Das  hier sind theoretisch nur zwei Pferdestärken. Aber diese zwei muskelbepackten "kaltblütigen" Wetterauer "Ackergäule" haben wohl mehr Kilowatt als ein PS wäre. Sie hatten es schwer, gerade Furchen zu zackern, tagelang hatte es geregnet, da wurde der Wetterauer Lößboden noch besonders schwer. Entsprechend lange Pausen gönnte man den beiden sanftmütigen Kolossen, sie konnten sich laben an saftigem Gras und duftendem Heu. Ihre Vorführungen stießen auf Begeisterung.

 

Und einen Landmarkt gab es auch. Das hier zeigt nur eine kleine Auswahl der Kürbis-Sezialistin Elisabeth Butschell aus Niddatal-Ilbenstadt. 150 (!) verschiedene Kürbissorten züchtet sie, Zier- und Verzehr-Kürbisse (auch afriaknische oder japanische Sorten wie Butternut und Hokaido). Es gab viel zu schauen, für bestes Essen und Getränke sorgten Anbieter aus Vogelsberg und Wetterau. Kostenlose Planwagenfahrten (gezogen von Oldtimertraktoren der IGHL) wurden auch noch angeboten. Aber geradezu gigantisch war die Ausstellung der historischen Maschinen.

 

(c) Text und fünf Fotos: Frank Schäfer

 

Wir wollten Spaß - und hatten ihn 

 Ach, ist das schön. Endlich findet das Lebensgefühl derjenigen, die um das Jahr 1960 geboren sind, wieder Beachtung. „Mantaletten“ (spitze Proll-Schuhe), weißes Hemd zu Blue Jeans, weiße Socken in offenen Sandalen oder „Vokuhila“-Frisuren (vorne kurz, hinten lang) sind wieder „in“, zumindest für eine Nacht. Die jungen deutschen Rockmusiker von damals, Markus, Hubert Kah, Nena und andere, trauten sich Anfang der 80er Jahre endlich einmal, New Wave und Fun Punk mit deutschen Texten zu machen. Die Schublade, in die dies gesteckt wurde, hieß schnell „Neue Deutsche Welle“. In der Gelnhäuser Stadthalle hielt diese Musik am Freitagabend rund 500 Zuschauer nicht lange auf ihren (bestuhlten) Plätzen.  „Ich will Spaß“ heißt die bunte Revue, mit der Markus seit einigen Jahren durch Deutschland tourt. Die Besetzung wechselt, stabil ist eins: Dass die Leute hinterher danach wirklich ihren Spaß gehabt haben. Kurz vor Öffnung der Halle stauten sich am Freitag draußen die Fans, einige aus Thüringen hatten es geschafft, schon vorher drin zu sein. Mit einem Original-Plakat des Films „Ich will Spaß“ (1982) fingen sie Markus bei den Vorbereitungen zur Show, die vom Gelnhäuser Tageblatt präsentiert wurde, ab. Kein Problem, gerne gibt er ein Autogramm auf das Plakat und verschafft ihnen Plätze in der ersten Reihe. Die Kasse wird geöffnet, allmählich füllt sich der Saal. Punkt 20 Uhr legt die Vorgruppe los, in diesem speziellen Fall erfüllte Markus seiner Leadsängerin Silke (Knoll) den Wunsch und lässt ihre Familien-Band (Silke und Andi, die Eltern, Nicolai und Julian, die Söhne, plus deren Freund Jakob Sinsel, alle aus Gelnhausen-Höchst) den Vortritt. Die Rolle des Spaßanheizers absolvieren sie mit Bravour. „We are family“, bis zur lauthals geforderten Zugabe mit dem Janis-Joplin-Song „Bobby McGee“, eine halbe Stunde reicht und schon ist die Bühne bereitet. Nach einer kurzen Umbaupause geht die Show los. Markus, mit „Mantaletten“, Blue Jeans, weißem Hemd und weißer Lederjacke bekleidet, legt mit seiner Spaß-Band los, in der besonders Gittarist Martin Achtelik, die Tänzerinnen Inez Paolini und Nadine Kraft und die Frau an der Bassgittarre/ E-Cello, Angie Taylor, ins Auge fallen. Die Bassistin fällt nicht nur mit aufreizendem Outfit, sondern auch mit dem Aufkleber auf ihrem E-Bass auf: „Baby Du siehst gut aus.“ Die Show beginnt natürlich mit dem Song „Ich geb Gas, ich will Spaß“, die Tänzerinnen, als sexy US-Cops mit Gummiknüppel verkleidet, begleiten Markus bei seinem ironisch-rücksichtslosen Maserati-Fun-Song. „Kost’ das Benzin auch drei Mark zehn – scheiß egal – es wird schon gehen – ich will Spaß, ich will Spaß, ich will Spaß – wir geben Gas, geben Gas“. Am Ende der Show wird Markus freilich versprechen, bevor er als Zugabe Rio Reisers „König von Deutschland“ anstimmt, dass er den Benzinpreis auf 1,10 Mark (!) zurückschrauben wird. Aber bis zu dieser Zugabe sind noch zwei Stunden purer Spaß angesagt. „Schön sind wir sowieso“ – die Party kommt ins Rollen. Markus dankt dem Gelnhäuser Tageblatt, seiner Redaktion und dem GT- Marketingleiter Gerald Zipf, dass sie diesen Auftritt eingefädelt haben. „Wir wollen mit Euch die 80er Jahre feiern!“ Jubel ist die Antwort. Und dann kommt Hit auf Hit aus jener Zeit, Markus und Silke wechseln sich ab. „Goldener Reiter“, „Neue Männer braucht das Land“, „Katharine, Katharine“. Markus lobt das Gelnhäuser Publikum: „So etwas erlebt man sonst nur in München.“ Klar, dass jetzt Spider Murphy Gang angesagt ist mit Hofbräuhaus und Skandalen im Sperrbezirk. Ja, auch das war NDW. Einer der Skurillsten jener Zeit war Hubert Kah. Und der kam jetzt auf die Bühne. Weniger Haare, aber immer noch im schwarzen Samtrock mit rotem Hemd darunter, und dazu diese „Mantaletten“ mit Feuerflammendesign. „Sternenhimmel“, „Rosemarie“, „Einmal nur mit Erika“, es wird alles völlig abgehoben, bei „Fred vom Jupiter“, „Die Module spiel’n verrückt“, „Major Tom – Völlig losgelöst von der Erde“ mischen auch Markus und Silke kräftig mit. Was kann da noch kommen? Erst einmal eine Pause.

 

 Film ab auf der Leinwand. Markus ließ damals nicht locker. Auf seinen Nummer-eins-Hit „Ich will Spaß“ folgte 1982 der gleichnamige Film, in dem er zusammen mit Nena spielte. Klar, dass Markus jetzt mit Roller und dem aus heutiger Sicht unmöglichen Outfit auf die Bühne kam. Kurze Hosen, weiße Socken in Dockers-Sandalen. Aber: Ich will Spaß, egal wie. Völlig ungewohnt, wie jetzt Silke auf die Bühne kam: Sie hatte sich in der Pause ihre blonden Haare zu einer Irokesen-Punk-Tolle hochstylen lassen lassen und kam jetzt als „Nena“ auf die Bühne, die „Lady Gaga der 80er Jahre“, wie sie Markus nannte. „99 Luftballons“, „Irgendwo, Irgendwann“, da hielt es niemand mehr auf dem Stuhl. Feuerzeuge, Wunderkerzen und Leuchtstäbe wurden rhythmisch im Saal geschwenkt, als Markus und Silke DAS Liebeslied der 80er Jahre anstimmten: „Kleine Taschenlampe brenn’, schreib’ ,Ich lieb Dich’ in den Himmel.“ Sind da noch Steigerungen denkbar? Ja! Mit „Flieger, grüß’ mir die Sonne“ zum Beispiel oder erneuten Auftritten von Hubert Kah. Und dann kam, um die Stimmung noch weit über den ohnehin schon erreichten Siedepunkt zu bringen, auch noch eine Falco-Show, zelebriert von Lars Glöckner. Die neue österreichische Welle brachte den Saal zum Sieden. „Vienna Calling“, „Jeanny“, „Rock me Amadeus“. Markus wollte danach Schluss machen und sich verabschieden. Dem Publikum war ganz und gar nicht danach zumute, es forderte und bekam nach und nach immer mehr Zugaben heraus. Hubert Kah stimmte schließlich, als ihm nichts Anders mehr einfiel, an: „Lebt denn der alte Holzmichl noch?“ Sogar das stieß auf grenzenlose Begeisterung. Aber dann war nach mehr als drei Stunden Show Schluss. Weitere Zugaben in Form persönlichen Kontaktes gab es unten im Stadthallenrestaurant. Jeder war willkommen. 

 (c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Die Heizer von Leisenwald

Das sind Walter Vogelsang (links) und Erwin Kaufmann, die Heizer von Leisenwald. Jetzt stellen sich vielleicht die Fragen, was ihr Job als Heizer ist und wo Leisenwald liegt. Leisenwald ist ein Stadtteil von Wächtersbach/ Main-Kinzig-Kreis und liegt rund 400 Meter über NN im südlichen Vogelsberg auf der sogenannten Spielberger Platte, einem Hochplateau, das an drei Seiten abfällt, so dass man einen schönen Blick auf die Rhön, den Spessart und Frankfurt hat. Gen Norden schweift der Blick über die Herchenhainer Höhe und zahlreiche Windräder zum Hoherodskopf mit seinem unverkennbaren Turm. In diesem Dorf habe ich mal gewohnt, genauso wie im Nachbarort Streitberg, das noch kleiner ist (300 Einwohner), ich habe mich dort sehr wohl gefühlt. Auf das Leisenwalder Bauernbrot aus dem Backhaus kann man sich genauso freuen wie auf den Leisenwalder Heiratsmarkt. Erwin und Walter haben den Heizer-Job in dem Backhaus, das eine wunderschöne Jugendstil-Ofentür von Buderus Hirzenhain hat. Die beiden sammeln die Backwellen (getrocknetes Reisig) und heizen den Schamotte-Ofen ordentlich vor. Inzwischen bereitet der Landfrauenverein die Brotlaibe vor, einzige Zutaten sind Roggenmehl, Sauerteig, Wasser und Salz. Die Brotlaibe kommen einzeln in ein Weidenkörbchen, werden zum Backhaus  getragen, die Heizer fegen die Glut aus, die Brote werden eingeschossen, ein köstlicher Duft breitet sich aus. Es ist Backhausfest in Leisenwald, jedesmal am letzten Samstag im August, in diesem Fall am 28. August 2010. Später gibt es auch noch Haspel und Pizza aus dem Bauernbackhaus. Einfach eine Wucht.

(c) Text und Foto: Frank Schäfer

 

 Single-Dating mit Doris Ritz

Als Single hingekommen, als Single heimgekehrt - aber man hat seinen Spaß gehabt. Für manch einen oder eine ging dieser Tag freilich anders aus: auf Anhieb verknallt, neue Freunde gefunden, interessante Menschen kennengelernt und dazu noch schöne Stunden in der wundervollen Vogelsberg-Natur verbracht. Das Angebot "Single-Dating - Naturerlebnis mit Flirt-Faktor" aus dem Veranstaltungsprogramm des Naturparks Hoher Vogelsberg entwickelt sich zu einer Erfolgsgeschichte. Doris Ritz, Naturpark-, Kultur- und Vulkanfühererin im Vogelsberg aus Grebenhain, hat dies entwickelt und entwickelt es immer weiter. Schon bei der Premiere Ostern 2009 waren rund 50 unternehmungslustige Singles, auch aus einem weiteren Umkreis bis Offenbach oder Fulda, dabei. Ursprünglich spielte sich alles oben auf dem alten Vulkan ab, zwischen Taufstein und Hoherodskopf. Inzwischen gibt es Varianten wie die, das Single-Dating mit einem Schnuppergolfen beim Club in Schotten-Eschenrod zu verbinden oder eben das Single-Dating, das an der Vulkantherme in Herbstein beginnt und zu den bezaubernden Schalksbachteichen führt. Im Prinzip ist alles gleich geblieben, nur hat es die Grebenhainerin aus Erfahrung gelernt, die Kennenlern-Runden etwas zu steuern und nicht alles dem bloßen Zufall zu überlassen. Dem Herren Nummer 7 wird die Dame Nummer 23 zugeteilt. Die haben sich bekannt zu machen, damit sie den Partner bei der ersten Pause, die mit einem Sektempfang verbunden ist, vorstellen. Alles läuft völlig locker ab. Alle sind "per Du". Auch an diesem Sonntgag, 22. August 2010, kamen wieder rund 50 Damen und Herren im Alter zwischen 40 und 70 Jahren, um etwas zu erleben und vielleicht ihrem Single-Dasein ein Ende zu machen. Manches war verblüffend. Eine Polizeibeamtin ist dabei, Leute aus medizinischen Berufen, aus der Landwirtschaft, alles querbeet, man erzählt sich freizügig alles und schüttet sich das Herz aus. Dann waren die beiden Schalksbachteiche erreicht, Doris Ritz berichtete über die Sagen wie die vom Kessel-Hennes, der dazu verdammt sei, nachts auf einem feurig-glühenden Ross um die Teiche zu galoppieren, weitere arme Seelen im Gefolge. Es ist also besser, so der Volksmund, in der "Geisterstunde" diesen beiden Teichen fern zu blieben. Danach gab es noch eine Rast mit Kaffee und Kuchen, die ein fürsorglicher Partner der Naturparkführerin an einem gemütlichen Platz vorbereitet hatte. Dann nahte ein Gewitter, man eilte sich. Single-Dating mit Doris Ritz: Bei dem einen oder der anderen hat es an diesem Tag sogar funktioniert. Und selbst wenn man keinen ansprechenden Partner fand, unterhaltsam und kurzweilig war es allemal. Es lohnte sich alleine wegen den Schalksbachteichen :-) Weitere Infos über Termine unter www.ritz-naturattraktionen.de

 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

"Ich will Spaß"

 

„Ich geb Gas, ich will Spaß“ – Mit diesem Lied katapultierte sich Markus Mörl, allgemein nur als Markus bekannt, 1982 an die Spitze der deutschen Hitparaden. 1983 drehte er zusammen mit Nena den gleichnamigen Film. Und am 3. September tritt er zusammen mit Hubert Kah („Sternenhimmel“) und der Gelnhäuser Rocksängerin Silke Knoll in einer gleichnamigen NDW-Show in der Gelnhäuser Stadthalle auf. Das Gelnhäuser Tageblatt präsentiert diese Veranstaltung, sie bildet den krönenden Abschluss des GT-Kultursommers. „Ich geb Gas, ich will Spaß“. Dieses Lied ist wohl der Inbegriff der Neuen Deutsche Welle, kurz NDW. 1982 war es die erste Single, die Markus auf den Markt gebracht hatte. Sie wurde ein Chartstürmer, ein Nummer-eins-Hit. 1983 folgte der nächste Kracher, „Kleine Taschenlampe brenn‘“, ein Duett mit Nena aus dem besagten Film. Das wird Markus am 3. September zusammen mit Silke Knoll singen. „Wir haben am 3. September ein gutes Line-up“, sagt Markus. Hubert Kah, der Exzentriker unter den NDW-Stars, wird bei der Show dabei sein, ebenso Alex Kerbst, der Hauptdarsteller des Falco-Musicals. Vier Tänzerinnen sind dabei und eine gute Live-Band, die aus Sängerin Silke Knoll, Schlagzeuger Bernd Kohn aus Freigericht, Bassistin Angie Taylor, Gittarist Martin Achtelik und Keyboarder Jürgen Köhler besteht. Und jetzt steht auch fest: Silke Knolls neue Band, die fast ausschließlich aus Familienmitgliedern besteht, „Mutters Bestes“, wird als Vorgruppe spielen. Zu ihr gehören neben Silke Knoll (voc), Andi Knoll (git/voc), Nicolai Knoll (dr/voc), Juli Knoll (bass/voc) und Jakob Sinsel (keys). Darüber, dass ihr Ehemann und ihre beiden Söhne an diesem Abend gemeinsam mit ihr auf der Bühne stehen, freut sich die Höchster Musikpädagogin Besonders. Eher durch Zufall kam sie zur Markus-Band. In ihr spielte Markus Kauffeld Keyboard. Er ist zugleich Musiklehrer an Knolls Musikschule „Musik total“. Er berichtete ihr, dass die Markus-Band eine neue Leadsängerin sucht. Ein Anruf und ein paar Proben, und die Sache war erledigt. Im Frühjahr 2008 fing die Truppe an, mit der NDW-Show „Ich will Spaß“ aufzutreten, im Sommer des gleichen Jahres ging sie auf Tournee. Die Neue Deutsche Welle, an deren Anfänge erinnert sich Markus noch sehr genau. Er war von seiner Heimatstadt Bad Camberg, in der der 50-Jährige heute wieder wohnt, nach Berlin umgezogen, fühlte sich hingezogen zu Punk und New Wave aus England, gründete seine erste Band, „Nyloneuter“, und war Pionier der ersten Stunde, als die Deutschen begannen, ihren eigenen, deutschsprachigen New Wave zu machen. „Wir wollten provozieren damals“, sagt Markus. Es sei eine Revolution gewesen, Rockmusik mit deutschen Texten zu singen. Eine der wenigen Ausnahmen sei damals Udo Lindenberg gewesen. „Es war eine kreative Zeit.“ Lange ist es her. Aber die guten, alten Zeiten sind noch nicht zu Ende. Noch immer kennen die Leute die Hits von damals und kommen in seine Show. Markus Mörl ist immer noch „der“ Markus. Man wird es sehen, am 3. September. Der Vorverkauf für die Show läuft bereits. Karten zu 22,65 Euro gibt es im Vorverkauf beim Gelnhäuser Tageblatt in Gelnhausen, beim Kreis-Anzeiger in Nidda und Büdingen und bei allen Vorverkauf-Stellen mit „Reservix“-System. Kinderkarten (bis 14 Jahre) kosten zehn Euro. Da die Halle bestuhlt sein wird, stehen nur 540 Plätze zur Verfügung.

(c) Text und Bild: Frank Schäfer

 

 

 Probewanderung zum unteren Knappensee

Es wird Zeit, dass ich mich auf die "Prüfung" vorbereite. Ich mache bei der NABU-Umweltwerkstatt in Niddatal-Assenheim eine Ausbildung als NABU-Naturführer, was Bestandteil eines UNESCO-Dekadeprojektes ist. Ich darf mich nach den Ausbildungsmodulen NABU-Naturführer nennen. Zum Abschluss muss ich etwas Praktisches präsentieren, was in den NABU-Veranstaltungskalender passt. Ich hatte eine Idee, heute lief ich Probe. Heike, Simone und Francesca (von links) hatten Lust auf eine Wanderung und liefen dankenswerterweise mit. Ich hatte nur ein grobes Konzept im Kopf, doch Francesca, die aus Kalabrien in Süditalien stammt, erwies sich als ortskundige Führerin, die alle interessanten Wege kannte, wohnt sie doch in Unter-Widdersheim. Sie wusste auch zu erzählen, dass sie früher gerne zum Baden an den oberen Knappensee mit seinem klaren Wasser gegangen ist, der war ein Geheimtipp für Leute aus Utphe, Unter- und Ober-Widdersheim. Und weil Francesca mir heute (7. August 2010) so viele Dinge abseits der Themen Magerrasen, Kormorane, Störche, Kröten, Brachvogel, Eisvogel, Kelten und Römer-Limes erzählen konnte, ist diese erste Tour, die ich als NABU-Naturführer anbieten möchte, ihr gewidmet.

 

Das ist der Ausgangspunkt  meiner Exkursion, die bald im NABU-Veranstaltungskalender stehen wird (www.umweltwerkstatt-wetterau.de). Der Menhir von Unter-Widdersheim, ein Hinkelstein wie aus den Asterix-Comics. Ein Kultobjekt, vor ca. 5000 Jahren aus 20 Kilometer Entfernung dorthin geschleppt und aufgerichtet. Solche "standing stones" kannte ich bisher nur aus der keltischen Mythologie der Bretagne oder der britischen Inseln. Weiter geht es am Limeswanderweg entlang, der ziemlich genau die Grenze zwischen Vogelsberg und Wetterau markiert, also den Verlauf des Wetterau-Limes, zur "Burg", einem Basalthügel mit Streuobst und Magerrasen (Naturschutzgebiet), weiter geht es zu dem unteren Knappensee bei Hungen-Utphe. Diese ehemalige Grube des Braunkohlentagebaus ist Naturschutzgebiet und gehört der Naturschutzorganisation HGON. Dies war seinerzeit ein Pilotprojekt, für das es den europäischen Naturschutzpeis gab. Mehr wird noch nicht verraten. Interessenten können gerne demnächst mit mir eine geführte Wanderung machen (ca. 10 Kilometer, nur am Anfang Steigungen, vier Stunden). Es lohnt sich, denn wir werden auch den idyllischen oberen Knappensee umrunden, ohne die Natur zu stören. Auch der ist Naturschutzgebiet und vollständig eingezäunt. Außerhalb des Zauns verläuft ein Rundweg, von dem aus man die Wasservögel beobachten kann.

 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

 Athen, ich komme

Hier schaue ich gerade vom Berg Likavitos über die Akropolis und Teile Athens bis nach Piräus und das Mittelmeer. Athen ist eine zauberhafte Stadt, ein Millionen-Menschen-Moloch zwar, aber sagenhaft alt, eine Hauptstadt, in der die Antike immer noch lebendig ist. Besonders auf der Akropolis mit ihren Tempeln, die vor rund 2500 Jahren, als wir in Deutschland noch Barbaren waren, die nicht einmal eine Schriftsprache besaßen, erbaut wurden, auf einem 156 Meter hohen Kalkstein-Plateau. Dieser Berg und die Stadt auf dem Berg, was Akropolis sinngemäß bedeutet, sind ein besonderer Kraft-Ort, man spürt es. Ich zähle die Tage, bis ich Mitte September wieder in diese herrliche Stadt eintauchen kann. Natürlich ist die Akropolis ein UNESCO-Weltkulturerbe. Und erster Bundespräsident Theodor Heuss sagte mal, Europa sei auf drei Hügeln erbaut: Capitol in Rom, Golgata in Jerusalem und Akropolis in Athen.

(c) Text und Foto: Frank Schäfer

 

Not-OP an einem Naturdenkmal

Kaum war ich am Abend des 26. Juli 2010 vom Rhein (siehe unten) an die Nidda nachhause und am Morgen des 27. Juli 2010 an meinen Arbeitsplatz an der Kinzig zurückgekehrt, erwartete mich eine Geschichte, die mich diese ganze Woche auf Trab hielt: die Not-Operation an der alten Linde an der Martinskirche von Udenhain im südlichen Vogelsberg. Seit 1986 ist sie ein ausgewiesenes Naturdenkmal und bildet zusammen mit der Kirche - sie stehen gemeinsam auf einem Hügel inmitten des Dorfkerns dieses Ortes, der zur Gemeinde Brachttal im Main-Kinzig-Kreis gehört - ein ortsbildprägendes Ensemble, und gelten zusammen als Wahrzeichen Udenhains. Die Alarmglocken hatten geschlagen: akute Einsturzgefahr. Der Kirchhügel wurde gesperrt. Die Untere Naturschutzbehörde (UNB) des Main-Kinzig-Kreises mit Sitz in Gelnhausen gab eine Not-OP in Auftrag.

Das Drama fing schon im Jahr 2003 an. Unbekannte Baumhasser mit krankem Hirn hatten in der Gemeinde Brachttal an mehreren dieser Naturdenkmälern - unter Schutz gestellte alte Bäume - Feuer gelegt. Die knapp 350 Jahre alte Sommerlinde war unten schon hohl, was aber der Nährstoffversorgung und der Standsicherheit keinen Abbruch tat. Durch das Feuer, das diese Schei...kerle in diesem Hohlraum gelegt hatten, wurde sie unten so stark verletzt, dass sich der Brandkrustenpilz in ihr breitmachen konnte. Eine Schalltomographie-Nachuntersuchung (ähnlich wie bei schwangeren Frauen) ergab jetzt, dass ihr unteres Ende an vielen Enden morsch ist und sie quasi wie auf Stelzen steht, wie Thomas Glück, Forstmeister bei der Unteren Naturschutzbehörde (UNB) des Main-Kinzig-Kreises, erklärte. Schon damals, 2003, wurde die Krone zurückgeschnitten, sie wuchs kräftig wieder nach. Nun war erneut ein kritisches Stadium erreicht. Normalerweise würde man so einen kranken, geschädigten Baum fällen. Da sie aber ein Naturdenkmal und zudem Wahrzeichen des Ortes ist,  beschloss man einen Rettungsversuch. Der Main-Kinzig-Kreis beauftragte ein Fachunternehmen aus Gelnhausen. 36 Meter hoch war der Baum, die Krone, üppig begrünt, viel zu schwer für die "dünnen Beinchen", dem noch intakten Gewebe am Fuß. Da blieb nur eins: Radikal amputieren, soviele Tonnen Gewicht und Winddruck aus der Krone nehmen wie möglich und vertretbar ist. Der Main-Kinzig-Kreis beauftragte einen Spezialisten, den Gelnhäuser Baumpfleger Matthias Tanzer. Er und sein Team schnitten Stück für Stück aus der Krone heraus, etliche Tonnen Holz fielen zu Boden, bis nach Einschätzung der Experten wieder eine Standsicherheit gegeben war. Gegen den Brandkrustenpilz kann man leider nichts unternehmen, aber wenigstens wurde dem Wahrzeichen Udenhains für einige weitere Jahre das Leben gerettet. Der Anblick ist nach dem Radikalschnitt gewöhnungsbedürtig, überragte die Linde doch bislang den Kirchturm. Eine ältere Frau aus der Nachbarschaft weinte fast und sagte: "Ich kann gar nicht hinschauen". Statt 36 ist  die Linde jetzt nur noch 21 Meter hoch. Sie wird aber in der Krone wieder austreiben, und der Baumchirurg konnte dem auch noch etwas Positives abgewinnen: "Jetzt kann der goldene Wetterhahn auf der Kirchturmspitze wieder in den Vogelsberg schauen".  Für Hinweise auf die Baumfrevler von damals dürfte die Gelnhäuser Polizeistation nach wie vor dankbar sein unter Tel. 06051/ 8270. Immerhing geht es hier nicht "nur" um Verstöße gegen das Naturschutzgesetz, sondern auch um das schwere Delikt der Brandstiftung.

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

Warum ist es am Rhein so schön?

Das ist ein Blick aus dem Fenster meines Zimmers in der Jugendherberge Bingen, über den Mäuseturm und den Rhein hinüber auf  Weinberge und die Burgruine Ehrenfels, die zu Rüdesheim gehört. Das da drüben ist schon Hessen, das ist der westliche Taunus. Und hier bei Bingen/ Rüdesheim ist der Beginn des UNESCO-Weltkulturerbes "Oberes Mittelrheintal", das bis St. Goar mit seiner Loreley reicht. Der Strom hat sich hier in hunderttausenden von Jahren in Taunus und Rheinisches Schiefergebirge gefressen, besonders auf der östlichen Seite finden sich zahlreiche Weinberge, die Ufer werden von Burgen und Burgruinen gesäumt, von der Ruine Ehrenfels bis zur Marksburg vor Koblenz, es gibt hier Riffe aus Taunus-Quarzit, berüchtigt am Bingener Loch, durch die eine Fahrrinne gesprengt wurde. Am 25. und 26. Juli 2010 ging ich der Frage eines gleichnamigen volkstümlichen Schlagers von 1928 nach: "Warum ist es am Rhein so schön?" Und ich erkundete mit einer Gießener Freundin zu Fuß die Bingener und die gegenüberliegende Rüdesheimer Seite. Rüberkommen musste ich mit der Personenfähre (drei Euro), denn zwischen Mainz und Koblenz gibt es wegen der Enge des kurvigen Rheintals keinerlei Brücken. Eines war nicht unser Begehr; diese Antwort: "Weil die alten Deutschen tranken bis sie still zu Boden sanken - darum ist es am Rhein so schön". Das "Koma-Saufen" ist also keineswegs eine Erscheinung der heutigen Jugend :-)

"Warum ist es am Rhein so schön/ Warum ist es am Rhein so schön/ am Rhein so schön? Weil die Mädel so lustig und die Burschen so durstig/ darum ist es am Rhein so schön", beginnt dieses Lied. Aber das war für mich keine Antwort. Genausowenig wie die "typisch deutschen" Souvenirs in den Ramschläden in der Rüdesheimer Drosselgasse, für die man sich eigentlich schämen müsste, denn was hat eine Schwarzwälder  Tracht mit Bingen zu tun? Den selben Dreck findet man auch in den Souvenirläden am Frankfurter Römer und sonstwo. Wahrscheinlich alles "Made in China". Wenn das Deutschland wäre, würde ich es mit Heinrich Heine halten: "Denk' ich an Deutschland in der Nacht/ Dann bin ich um den Schlaf gebracht". Gut, das ist aus dem Zusammenhang gerissen, Heine schrieb es aus dem Exil in Frankreich, und er hatte tiefere, poetische und persönliche Gründe...

 

Das ist die "Germania", eine erfundene Göttin aus der Kunstrichtung des Historismus, die es bei unseren keltischen oder germanischen Vorfahren gar nicht gab. "Germania" ist der Titel eines Buches des römischen Gelehrten Tacitus über unser barbarisches Land, das die Schriftsprache, den Weinanbau und vieles mehr von den römischen Besatzern lernte. Merkwürdig, dass da auf einer touristischen Hinweistafel entlang des Wanderweges "Rheinsteig" steht, die Römer seien Jahrhunderte "Gast" in diesem Lande gewesen. Dabei waren sie doch imperialistische Besatzer. Von der Ausbeutung anderer Völker lebte dieses antike Reich. Aber von der Tourismuskooperative Rheinland-Pfalz werden die Römer als "Gast" bezeichnet. Genausogut könnte es in Polen eine Hinweistafel geben, die deutsche Wehrmacht sei von 1939 bis 1945 hier zu Gast gewesen. Das mag an der rheinischen Frohnatur liegen: "Weil der Rhein mit seinen Reben wird uns frohe Stimmung geben".  Barbarisch ist auch dieses Niederwald-Denkmal hoch über Rüdesheim, das in Erinnerung an den deutsch-französischen Krieg 1870/ 71 errichtet wurde. "Germania" blickt in triumphierender Pose nach Frankreich, zu "den Welschen", denen in diesem Krieg Elsaß-Lothringen entrissen wurde. 1918 holten es sich die Franzosen zurück - und das Saarland dazu. Kaiser Wilhelm sagte 1883 bei der Einweihung des Denkmals, dass es künftige Generationen zur Nachahmung anspornen solle. Nicht umsonst gab Hitler hier am Niederwald-Denkmal 1937 eine große "Saarland-Kundgebung". Und bald marschierten die deutschen Heere wieder in Frankreich ein. Diese Antworten auf die Frage "Warum ist es Rhein so schön?", die uns das Lied gibt, ist für mich mich keine: "Weil am Rhein die Geschichten uns von deutschem Ruhm berichten" und "Weil das Auge sich feuchtet wenn's von Heimatstolz leuchtet".  Dieses Denkmal ist aus heutiger Sicht des vereinigten Europas völlig daneben. Trotzdem lockt es in Scharen Touristen an. Nicht nur aus Japan, sogar aus Frankreich.

"Weil selbst aus den Burgruinen neuer Hoffnung Triebe grünen", das ist schon besser, ebenso "Weil die Felsen hoch droben so von Sagen umwoben". Das ist Burg Rheinstein bei Bingen, die Prinz Friedrich von Preußen bewohnte. Sein Sarg und der seiner Anverwandten liegen da zur Besichtigung in einer Kapelle herum. Das Ende eines Hohenzollern-Prinzen. Kaiser Wilhelm II., sein Vater,  musste 1918 abdanken. Glimpflich ist er im Exil in den Niederlanden davon gekommen, anders als die Millionen Toten der Kriege, die er angezettelt hatte. Man denke nur an dieses sinnlose Gemetzel bei Verdun. Auch diese Raubritterburg  Rheinstein spiegelt einen Hintergrund des Heinrich-Heine-Gedichts wider: Die deutsche Kleinstaaterei und Enge. Man sieht es im Rheintal. Die vielen Burgen sehen heute romantisch aus, für die Schiffer waren sie eine Qual, überall wurden sie gezwungen, einen Teil ihrer Last abzugeben. Eisenketten zwangen die Schiffe zum Anhalten, im Mittelalter griff man zu drakonischen Strafen. Widerspenstige Schiffer wurden zum Beispiel in einen offenen Eisenkäfig gezwängt und am Bergfried der Burg aufgehängt bis sie verdurstet waren. So ein Ding ist noch an der Burg Rheinstein zu sehen. Der vom Mittelalter begeisterte Prinz ließ diesen "Mautkäfig" extra restaurieren und am Turm gen Rhein aufhängen. Die Feudalherrschaft, die war aus seiner Sicht doch bestimmt etwas Feines. Doch "leider" gab es auch im preußischen Kaiserreich schon marxistische und sozialdemokratische Umtriebe und Heinrich Heines. Aber immerhin, die Burgen sind mit ein Grund, warum es am Rhein so schön ist, zumindest an diesem Abschnitt. Das gefällt mir: "Warum ist es am Rhein so schön? Weil am Rheine man jeden frei und offen hört reden." In Bonn war das, weiter weg am Unterlauf des Stromes, wo Willy Brand 1969 das Motto ausgab: "Mehr Demokratie wagen."

Und das ist die Abteil des Benediktinerinnen-Klosters "Hildegard von Bingen", die auf den ersten Blick romanisch aussieht, aber sich als rund 100 Jahre alt herausstellt, im Inneren gespickt mit Jugendstil-Elementen. Sie passt zur Antwort: "Weil die Felsen hoch droben so von Sagen umwoben". Man denke nur an das andere Ende dieses Weltkulturerbes stromabwärts, den Loreley-Felsen. Es ist wirklich schön an diesem Teil des Rheins, wieso weiß ich auch nicht genau. Und er ist luftlinie auch gar nicht soweit weg. Hinter dem Taunus kommt die Wetterau und dann das Tor zum Vogelsberg, unser Städtchen Nidda. Das Wasser des Flusses, das unserer Stadt den Namen gab, floss da am Rhein auch an mir vorbei.

(c) Text und Fotos Frank Schäfer

 

Open-Air-Kino in Butzbach

Spontan traf sich ein Teil unserer "Wandergruppe", die inzwischen ein Freundeskreis ist, am Mittwoch, 21. Juli 2010, in Butzbach, um dort einmal das Open-Air-Kino im Hof des ehemaligen Landgrafenschlosses zu erleben. Wirklich ein tolles Ambiente. Mehr als 1500 Zuschauer haben dort auf Campingstühlen Platz und werden (in diesem Jahr noch bis zum 5. August) täglich mit ausgewählten Filmen unterhalten. Gegen 22 Uhr, wenn es dunkel ist, gehts los. Es empfiehlt sich aber, zeitig da zu sein, um sich einen guten Platz zu sichern, Bewirtung gibt es auch. An diesem Mittwoch lief "Willkommen bei den Sch'tis", eine Komödie aus Frankreich mit durchaus ernsthaftem Hintergrund, geht es doch auch um Vorurteile, die man im mediterranen Südfrankreich gegenüber den Menschen am "Nordpol" des Landes in der Normandie haben kann, sprechen sie doch auch einen aus Sicht der Provence-Bewohner fast unverständlichen Dialekt. Wie das ist mit Open Air, man kann Pech mit dem Wetter haben. Und so zog dann auch kurz vor Kinobeginn ein Gewitter auf, das Butzbach zwar nur streifte, aber dennoch zwei Regenschauer auf die Kinobesucher niederprasseln ließ. Zum Glück gab es Regenponchos aus Plastik zu kaufen, ein Euro das Stück, und so harrten die meisten aus. Der Film und auch das Ambiente waren ein Vergnügen. Aktuelles zum Programm gibt es unter www.kino-butzbach.de.

(c) Text: Frank Schäfer; Bild: Kino Butzbach

 

Cocktailparty an "Walli Beach" - Sorgen ums Schwimmbad

Das ist unser kleines, aber feines Schwimmbad, bei uns in Wallernhausen, kurz "Walli" genannt. Ohne das Engagement des Ortsbeirates mit Ortsvorsteherin Ute Kohlbecher und vieler engagierter Bürger unseres Dorfes, das ein Stadtteil von Nidda ist, gäbe es das nicht. 1936 wurde das Bad als Feuerlöschteich angelegt und auch zum Baden benutzt. Es wird aus Quellwasser gespeist, bestem Vogelsbergwasser, wonach sie sich in Frankfurt die Finger lecken. Den jetzigen Zustand - ein kleines gekacheltes Schwimmerbecken mit Ein-Meter-Brett,  ein Kinderplanschbecken, schöne, gepflegte Liegewiese, Kiosk, sanitäre Anlagen und Umkleidekabinen - erreichte es nur nur dank des ehrenamtlchen Einsatzes engagierter Bürger. Eine Badeaufsicht (mit Rettungsschwimmerschein) hat es auch. Derzeit macht es Klaus Kohlbecher. Um die Zukunft des Bades zu sichern, gibt es immer wieder Feste und Benefizveranstaltungen so wie die Cocktail- und Grill-Party an "Walli Beach" an diesem Samstag, 17. Juli 2010. Schön war es, und eine nette Gelegenheit, nette Leute aus dem netten Dorf am Rande des westlichen Vogelsberges kennen zu lernen.

Zwei Tage später die Schreckensnachricht: Dem kleinen Schwimmbad droht die Schließung. Eine Mutter habe sich beschwert, dass das Kinderplanschbecken nicht gechlort sei, und schon rückten die Behörden an. Ein Menschenauflauf im Bad war die Folge. Wallernhausen will sich das nicht bieten lassen. Der Erste Stadtrat Reimund Becker ließ verlauten, dass es einen Defekt in der Chlorierungsanlage gebe. Die Wallernhäuser dürfen ihre Jahreskarte, die sie sich für ihr Schwimmbad gekauft haben, im Niddaer Bad benutzen. Und auch Ortsvorsteherin Ute Kohlbecher sieht erst einmal keinen Grund, auf die Barrikaden zu gehen.

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

"Wer weiter denkt, kauft näher ein"

 

 „Wir wollen eigentlich nichts Besonderes, sondern einfach nur einen Traum realisieren. Den Traum von einem selbstbestimmten Leben, einer autarken Region, einer funktionierenden Gemeinschaft mit Respekt vor der Natur.“ So stellt sich der neue Verein „Pro Regio Oberland“ aus der Großgemeinde Birstein im südlichen Vogelsberg vor, der sich zum Ziel gesetzt hat, die regionalen Wirtschaftskreisläufe zu fördern. Erstes Projekt ist ein Dorffest in Kirchbracht, bei dem am 2. Oktober auch ein Dorfladen für die drei eng zusammen liegenden Dörfer Kirchbracht, Mauswinkel und Illnhausen – kurz „Kirchmaushausen“ genannt – eröffnet werden soll. In ihm wird alles verkauft, was diese Dörfer zu bieten haben, und wenn es der übrig gebliebene Salat aus dem eigenen Garten ist. Sieben Menschen haben diesen Verein gegründet, eine Satzung verabschiedet und einen Vorstand gewählt. Er besteht aus Dieter Mai (Kirchbracht) als Vorsitzendem, Raimund Wiegand (Wüstwillenroth) als Stellvertreter und Anke Merth (Kirchbracht) als Kassiererin. Beim Amtsgericht Gelnhausen wurde die Satzung zur Eintragung ins Vereinsregister eingereicht und beim Finanzamt die Anerkennung der Gemeinnützigkeit beantragt. Aber die Aktivitäten laufen bereits auf vollen Touren, für das Dorffest am 2. und 3. Oktober und das Projekt des Dorfladens hat der Verein bereits viele Mitstreiter gewinnen können. Er und seine Tochter Anke Merth hätten sich geärgert, dass sich in Birstein so wenig tue, berichtete Dieter Mai im Gespräch. Unmittelbarer Auslöser sei dann die Diskussion um die geplanten Windkraftanlagen des Isenburgischen Fürstenhauses gewesen. Im Zentrum der Aktivitäten steht die Stärkung des regionalen Wirtschaftskreislaufs. Das Prinzip heißt: „Wer weiter denkt, kauft näher ein.“ Wer bei  regionalen Anbietern Lebensmittel kauft, bei regionalen Betrieben und Handwerkern kauft oder fertigen lässt, der lasse das Geld in der Region und sichere hier die Arbeitsplätze. Dieter Mai verweist auf eine bundesweite Initiative, die genau zu diesem Zweck jedes Jahr am Erntedankfest den „Tag der Regionen“ begeht, auch als Gegenpol zu den Folgen der Globalisierung. In Hessen findet er in diesem Jahr an vier Orten statt – einer davon wird Kirchbracht sein. Dieter Mai und seine Mitstreiter haben eine Aufstellung gemacht, was es in „Kirchmaushausen“ alles gibt. Und sie kamen auf mehr als 30 Anbieter von Lebensmitteln, Handwerker- und sonstigen Dienstleistungen. Die wurden bereits mit ins Boot geholt. Und auch das Projekt des Hof-Dorfladens ist bereits in trockenen Tüchern. Er wird bei Eva und Werner Leitzgen im Volkartshainer Weg in Kirchbracht entstehen. Dort wird es die unterschiedlichsten Dinge zu kaufen geben, auch von Privatleuten, die einen Teil ihrer Ernte aus dem eigenen Garten anbieten können. Jeder kann dort anbieten, was er übrig hat. Zum Beispiel gibt es dort die Produkte der beiden ansässigen Bioland-Betriebe von Wolfgang und Karla Schott. Der Startschuss fällt am 2. und 3. Oktober, beim großen Fest, das gleichzeitig das offizielle Gründungsfest des Vereins sein soll.  Alle drei Dörfer, die nur wenige hundert Meter auseinander liegen, werden in das Fest eingebunden. Die Besucher werden mit Pferdekutschen als „Shuttle“ zwischen den Dörfern hin und her gefahren, wobei auch das Hofgut Entenfang zwischen Mauswinkel und Fischborn angefahren wird. Die Illnhäuser Gaststätten „Zum grünen Stern“ und „Sonnenhof“ haben ihre Biergärten geöffnet, es gibt Vorführungen beim Hausmetzger, in der Schäferei Krauthan und bei der Imkerei Leitzgen, der von Dieter Mai geleitete Wirtschaftsverein „Sonnenholz“ stellt Energieanlagen vor, die Kirchbrachter Biogasanlage kann besichtigt werden. Weiter gibt es eine Feuerwehrübung, einen Gottesdienst, eine Kräuterwanderung rund ums Dorf, eine geschichtliche Führung, einen Oberländer Kuhfladen-Bingo, ein Schinken-Lotto und Attraktionen für die Kleinen. Eine Crew von 20 jungen Leuten, sagt Dieter Mai, sei bei den Vorbereitungen dabei. Und es gibt im Internetforum „wer kennt wen“ auch eine Gruppe „Pro Regio Oberland“, der inzwischen 43 Menschen beigetreten sind. Darauf ruht sich der junge Verein nicht aus. Er will den „Tag der Regionen“ und den Grundgedanken des regionalen Wirtschaftens in die anderen Birsteiner Ortsteile übertragen.  Ein weiteres konkretes Projekt sind Computerkurse für Menschen ab 50 Jahre. Die sind kostenlos, wie Dieter Mai ankündigt, sogar die Laptops werden vom Verein gestellt. Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.pro-regio-oberland.de. Kontakt zum Verein gibt es unter Tel. 06054/ 4780270 oder E-Mail proregio@live.de.

(c) Text und Bild: Frank Schäfer

  

 

Ferdi Hauer Sieger der Vulkan-Trophy

Erschöpft und völlig fertig aber glücklich nahm Ferdi Hauer aus Österreich, der amtierende Weltmeister dieser Motorsport-Disziplin, am heutigen Sonntag, 11. Juli 2010, die Glückwünsche seiner Mitbewerber entgegen. Zum dritten Mal nacheinander siegte Ferdi Hauers Steyr-Racing-Team bei der Vulkan-Trophy, dem 24-Stunden-Rennen für Oldtimertraktoren in Herbstein-Altenschlirf im Vogelsbergkreis, das gleichzeitig die offene deutsche Meisterschaft in dieser Disziplin ist. Zweiter ist mit sieben Runden Rückstand das Team (vier Fahrer und Fahrerinnen - die waren auch dabei - dürfen sich ablösen) Ross Landtechnik auf einem John Deere 2030R aus Wartenberg im Vogelsbergkreis geworden, Dritter Schmieds Racing Team aus Grebenhain auf einem Deutz, Baujahr 1965, alles Bauernburschen aus dem Vogelsberg, die aber den Österreichern (noch) nicht gewachsen sind. Denn aus Österreich ist diese Gaudi zu uns gekommen. Immerhin rund 3000 Zuschauer kamen trotz der brütenden Hitze in den Vogelsberg. Von Mensch und Material wurde wegen der Hitze diesmal alles gefordert. Es gab spektakuläre Unfälle mit Überschlägen in die Zuschauerbereiche hinein, zum Glück blieb es bei leichteren Verletzungen wie Gehirnerschütterung, Quetschungen, Wirbelverstauchungen und Prellungen. Und da, wo sich die Traktoren überschlugen, standen glücklicherweise gerade keine Zuschauer. Aber für den mühsam zurecht gebastelteten Renntraktor der betroffenen Teams hieß das in diesen Fällen Totalschaden. "Kleinere" Schäden wie einen Achsenbruch reparierten die Teams an Ort und Stelle im Fahrerlager. Aber auch wegen der Bergung der defekten Traktoren wurde das Rennen mehrfach unterbrochen. Selbst erfahrene Renn-Mannschaften wie die von Franz Weinstabl aus Österreich, einem Star der Szene, blieben nicht verschont.  Weinstabl, der sympathische Mann aus Reinders in Österreich, schied aus, der Traktor Totalschaden, ein Fahrer im Krankenhaus. Der Mann hatte den spektakulärsten Unfall dieses Rennens, über den auch die Hessenschau berichtete. Es passierte in dieser tückischen scharfen Rechtskurve nach der Zuschauerbrücke, die gleichzeitig Start und Ziel war. "Es war bisher das härteste Rennen", sagte Rennleiter Erich Rahn aus Altenschlirf, der auch den veranstaltenden Oldimertraktoren-Racing-Club leitet. Er konnte auch die erste "Miss Vulkan-Trohy" vorstellen, Heidi Schmidt aus Altenschlirf. 

Hart war das Rennen vor allem wegen der Temperatur. Der 4,5 Kilometer lange Rundkurs führt über asphaltierte, geschotterte und völlig unbefestigte Feldwege. Und die waren völlig ausgetrocknet, Schlaglöcher, Staub und Hitze. Und wenn da ein solcher, mit Lkw-Motor aufgemotzter Renntraktor drüberdonnert, bäumt er sich auf wie ein wildgewordener Stier, tanzt mit seinem Piloten wie beim Rodeo und überschlägt sich mitunter. Ein Wunder, dass nicht mehr passiert ist. 

Das hier z.B. war einmal ein Porsche Diesel Standard aus den 60er Jahren. Doch das Muzi-Team aus Stockhausen, zu dem auch mein Schwager gehört, hat ihn in der wenigen Freizeit, die so einem Bauernburschen aus dem Vogelsberg bleibt, gehörig getunt, mit Lkw-Motor und -Bauteilen und natürlich den obligatorischen Überrollbügeln.  Doch angesichts der Rahmenbedingungen beschlossen sie, sich selbst und das Material zu schonen und einfach ein paar Stunden auszusetzen. Man muss sich nicht kaputtmachen. Andere Teams taten es genauso, was ich sehr vernünftig finde. Und auch Ferdi und seine drei Copiloten drosselten am Sonntag deutlich das Tempo. damit nicht noch mehr passiert. Seine schnellste Runde hatte Ferdi Hauer in 4:56 Minuten gefahren, die letzte in 7:00. Der Rennleiter ließ auch wieder die Radarpistole zum Einsatz kommen. Je nach PS-Klasse war die Höchstgeschwindigkeit auf 40 bzw. 70 km/ h beschränkt. Wer geblitzt wurde, bekam eine Zeitstrafe, auf drei Zeitstrafen folgte die Disqualifikation. Das erwischte drei von den 45 Teams. Alle anderen kamen in die Endwertung, auch Franz Weinstabls Schrotttraktor, der noch auf Platz 24 geführt wurde, trotz des Ausscheidens am Samstag. Untereinander verhielten sich die Rennpiloten zum Glück sehr fair, insbesondere bei Überholvorgängen. Gehörig Staub schlucken mussten alle an diesen beiden Tagen, Fahrer wie Zuschauer. 

(c) Text und Fotos: Frank Schäfer

 

Sharky's coming from the left 

(c) Frank Schäfer

 

Wallernhäuser Dorflauf in sengender Hitze

Das nötigt einem Respekt ab. Trotz der sengenden Hitze gingen heute, am  10. Juli 2010, wieder hunderte Läuferinnen und Läufer in unserem Dorf im westlichen Vogelsberg an den Start. Das Langlaufteam Wallernhausen, eine Unterabteilung unseres Fußballclubs, veranstaltete zum vierten Mal den Wallernhäuser Dorflauf. Der ist auch ein Wertungslauf des Oberhessen-Cups und lockte daher zahlreiche Langläuferinnen und Langläufer aus der weiteren Umgebung ab. Wettkämpfer eben, die um Ranglistenplätze und gegen die Zeit laufen.  Verschieden  lange Strecken wurden angeboten, vom Bambinilauf über 200 Meter (den hätte ich vielleicht noch geschafft) bis hin zu vier gnaden- und so gut wie schattenlosen Runden durch und um das Dorf, zehn erbarmungslose Kilometer. Als um 18.30 Uhr der Hauptlauf gestartet wurde, zeigte das Thermometer 36 Grad Celsius (im Schatten). Aber das LLT Wallernhausen hatte für genug Verpflegungsstationen gesorgt, an denen vor allem Becher mit Flüssigkeit gefragt waren. Ergebnisse gibt es demnächst im Internet unter www.llt-wallernhausen.de. Ich selbst kam heute bei einem sechsstündigen Conga-Workshop ins Schwitzen, den Markus Reich aus Pohlheim als VHS-Kurs in der Berufsschule Nidda veranstaltete. Das hat Riesenspaß gemacht, bestimmt mehr als zehn Kilometer durch Gluthitze zu rennen.

(c) Text und Bild: Frank Schäfer
 

Feuer in Wallernhausen 

Am heutigen Sonntag (4. Juli 2010) brach gegen 16 Uhr hinter der Autowerkstatt Stehling in Wallernhausen Feuer aus. Mehrere hohe Zypressen (Thujas) standen lichterloh in Flammen, das Feuer griff auf das nebenstehende Gebäude der Autowerkstatt über. Schnell rückte die Feuerwehr an, auch aus benachbarten Stadtteilen. Die Wehren hatten das Feuer schnell unter Kontrolle und konnten ein weiteres Ausbreiten des Feuers verhindern. Die unheimlichen Knistergeräusche der lichterloh brennenden Zypressen waren im ganzen Dorf zu hören. Wie die Polizeipressestelle in Friedberg am 5. Juli mitteilte, ist das Feuer aus bisher unbekannter Ursache in der besagten Thuja-Hecke ausgebrochen. Ein Anwohner erlitt eine leichte Rauchgasvergiftung und verbrachte die Nacht zur Beobachtung im Krankenhaus. Der Sachschaden wird auf 30.000 Euro geschätzt. Vernehmungen und weitere Ermittlungen sollen laut Polizei nun aufklären, wie es zu dem Feuer in der Hecke kam.

(c) Text und Bild: Frank Schäfer

 

Eastend - Oldie-Musik aus Leidenschaft 

 

Wer kennt sie nicht, die Bands und Rockgrößen der 50er, 60er und 70er Jahre, wie z.B. die Byrds mit ihrem typischen Sound der 12-saitigen Rickenbacker – Gitarren, die Shadows und Spotnicks mit ihren Instrumentalhits im Twang-Sound, CCR und die Stones mit ihrem kraftvollen Rock, den Merseybeat der Searchers, den Surfsound der Beach-Boys sowie die Bestseller von Chuck Berry, den Doors, Elvis, Paul Anka, Smokie oder den Mamas & Papas ? EASTEND, Oldies-Quintett aus dem oberhessischen Lauterbach und seit vielen Jahren Mitglied im Oldie-Club Wetterau, hat sich seit nunmehr 28 Jahren den Hits und Klassikern jener Zeit verschrieben. Gegründet wude die Band bereits Ende der 70er Jahre von Michael Müller (git, voc), Gernot Kaiser (git, kb, mh) und Joachim Lind (b, voc). Anfang Januar 1982 kommt Roland Pöhlmann (dr. voc) zur Band. Fünf Jahre spielt man als Quartett, bis 1987 Ingrid Lind (kb, voc) die noch heute bestehende Besetzung ergänzt. Nicht die Ausrichtung auf einen einzigen Musikstil, wie z.B. Folk, Soul, Rock`n Roll oder Beat oder auf das Repertoire einer einzigen Band bestimmt jedoch die Songauswahl. Bedingt durch die unterschiedlichen Geschmäcker der Fünf entsteht vielmehr ein Programm aus einem Mix der Pop-Größen der oben genannten Jahrzehnte. Besonderen Wert legt die Band dabei auf Detailtreue, Transparenz im Sound und einen ausgefeilten Satzgesang. In den wöchentlich stattfindenden Proben werden die anstehenden Songs genauestens analysiert, geübt und der Satzgesang ggf. a-capella einstudiert. So entsteht in den Jahren ein Programm, in dem sich viele Musikstile wiederfinden. Einen Schwerpunkt bilden die Hits der Beatgeneration der 60er Jahre, bei der amerikanische und europäische Musikstile miteinander verschmelzen. Beispiele dafür sind "Love potion No. 9" und "Sweets for my sweet" von den Searchers, Hits der Byrds, der Surf-Sound der Beach Boys  oder die Klassiker der Beatles, Rolling Stones, Kinks und vieler anderer mehr.EASTEND beginnt seine musikalische Zeitreise aber bereits mit bekannten Nummern der 50er Jahre. Auch der Rockabilly, ein in den frühen 50er Jahren des vorigen Jahrhunderts in den Südstaaten der USA aus Country, Blues und Rhythm & Blues etstanderner Musikstil, findet sich im Repertoire. Abgerundet wird das ca 120 Titel umfassende Programm der Gruppe durch bekannte Klassiker der frühen 70er Jahre. 2010 ist für EASTEND ein besonderes Jahr. Frank Schäfers wars wohl, damals Mitarbeiter des Gießener Anzeigers, der die Band 1990 als Wiedergutmachung für einen ausgefallenen Auftritt zu den ersten Wettenberger Golden Oldies brachte.Die Band spielte damals am Sorguesplatz und gehörte damit zu den Bands der ersten Stunde bei diesem äußerst bedeutenden Oldies-Festival.Nach drei weiteren Engagements 1991, 2000 und 2002 spielt EASTEND am Sonntag, 1. August, ab 15.30 Uhr auf der Bühne D in der Poststraße in Krofdorf-Gleiberg.  20 Jahre nach dem ersten Auftritt noch einmal beim gleichen Festival spielen zu können, gehört zu den Höhepunkten der Bandgeschichte. Näheres kann man der Homepage www.eastend-music.de entnehmen.

(c) Text und Foto: Michael Müller (Eastend)

 

 Au revoir Nidda 

Lehrreiche Erfahrungen machten in den vergangenen Wochen Alexandre Masmandet und Djessy Le Marre aus Allex und Boundeaux - beides liegt in der Nähe der französischen Partnerstadt Niddas, Crest - bei ihrem Praktikum in Niddaer Fachgeschäften (Mantel und Intersport Hugel). Gefallen hat es ihnen nicht nur beim Praktikum, auch das Städtchen am Rande des Vogelsberges hat bei ihnen sehr positive Eindrücke hinterlassen, und neue Freundschaften wurden geknüpft. Zum Abschluss gab es eine Party bei Sharon Rieck in Wallernhausen. Au revoir, liebe Freunde!

(c) Text und Bild Frank Schäfer

 

 

Dinosaurier in Gießen 

Dieser grimmige T-Rex erwartet die Passanten auf dem Kreuzplatz in der Gießener Fußgängerzone. Noch bis zum 18. Juli präsentiert die Gießen Stadtmarketing GmbH in der Innenstadt rund 60 Dinosaurier-Modelle, wobei diese Ausstellung von zahlreichen Sponsoren aus der heimischen Wirtschaft unterstützt wird. Natürlich weiss man nicht, ob die Dinos wirklich so aussahen, denn von den Urzeit-Giganten wurden nur versteinerte Knochen gefunden. Trotzdem wird es so zum Vergnügen, durch die Gießener City zu schlendern.Und Eintritt muss man natürlich nicht bezahlen. Besonders die Kinder, so verlautbart die Gießen Stadtmarketing GmbH, kommen hier auf ihre Kosten. Die aus Kunststoff hergestellten Exponaten seien nach dem aktuellen Stand der Forschung gefertigt, teilte die Stadtmarketing-Gesellschaft mit. Unter dem Motto «Dinos in Gießen entdecken» gibt es während der Ausstellungszeit zahlreiche Führungen sowie an der Universität Vorlesungen für Erwachsene und Kinder.

(c): Text und Bilder Frank Schäfer

 

Besuch auf dem Pappelhof in der Wetterau

Die ersten Kartoffeln könnten schon geerntet werden. Und in Bio-Qualität dazu. Das demonstrierte Götz Wollinsky vom Wetterauer Biolandbetrieb "Pappelhof" am heutigen Freitag, 25. Juni 2010, einer kleinen Besuchergruppe, die etwas mehr über Landwirtschaft erfahren wollte, die ohne Pestizide, Herbizide und Kunstdünger auskommt. Dipl-Ing. Veronika Pigorsch hatte diese Exkursion organisiert. Das Ziel liegt bei Reichelsheim-Beienheim im Wetteraukreis, mitten in der Wetterau. Zusammen mit Rüdiger Preuß, Norman Stark, Ulrike Stark, Thomas Wolf und Frank Deltau betreibt Götz Wollinsky den Hof inklusive eines Hofladens und der Direktvermarktung "Querbeet", die auf Wochenmärkten im Rhein-Main-Gebiet anzutreffen ist und einen festen Stand in der Kleinmarkthalle Frankfurt hat. Vieh halten sie auf ihren 40 Hektar Fläche nicht, nur Pflanzen. Kartoffeln, Getreide, Erbsen, Ackerbohnen, Zuckerrüben, Möhren und anderes Feldgemüse, Grünspargel, Erdbeeren, Beeren- und Steinobst (Pflaumen und Süßkirschen) gehören zu ihrem Sortiment. Von der Erdbeerpflanze und vom Kirschenbaum direkt in den Mund - das kann man hier ohne Angst vor Risiken und Nebenwirkungen tun. Nährstoffe muss auch ein Biobauer seinen Pflanzen zuführen. Das tut er zum Beispiel mit abgelagertem Mist von Bioland-Viehzuchtbetrieben oder mit Klee als Untersaat. Die Kleepflanze ist mithilfe spezieller Knöllchenbaketrien an ihren Wurzeln in der Lage, Stickstoff aus der Luft pflanzenverfügbar zu machen. Nach der Weizenernte wird sie mitsamt der Stoppeln untergepflügt. Die Beikräuter ("Unkraut") zu entfernen ist mühsam. Sie werden nicht einfach "totgespritzt", sondern mechanisch entfernt.  Das einzige, was einem Bioland-Bauern an Spritzmitteln erlaubt ist, sind Kupfersalzlösungen (alle fünf Jahre) als Fungizid und Nährstoff zugleich und das Pflanzenextrakt "Neem" zur Bekämpfung des Kartoffelkäfers. Veronika Pigorsch merkte an, dass durch das mechanische Entfernen der unerwünschten Beikräuter leider die erste Brut der Feldlerche beeinträchtigt werden könne. Ansonsten waren alle angetan von der Arbeit dieses Biolandbetreibs, der auf dem vergangenen Hessentag eine Goldplaktte erhielt (siehe Bericht weiter unten auf dieser Seite). Das gelbe Zeug, was da in den Obstbäumen herumhängt, sind übrigens so eine Art Leimfallen für Fruchtfliegen etc. Als ob das alles noch nicht genug wäre, nimmt der Pappelhof auch noch am Feldhamster-Schutzprogramm der EU teil, was ihm selbst Probleme bereiten kann. Denn was dem Hamster nützt, nützt auch der Feldmaus, wie Götz Willinsky berichtete. 

(c) Text und Bilder Frank Schäfer

 

Nidda feiert den deutschen Sieg

Unvorstellbar, was da gestern Abend in Nidda los war, nachdem der Sieg und das Weiterkommen der deutschen Nationalmannschaft feststand. Ein gewaltiger Autokorso bewegte sich nach dem Abpfiff durch die Stadt. Schon vorher hatte sich eine große Menge in der Oberhessen-Areana am Niddaer Bürgerhaus versammelt, um das Geschehen zu verfolgen. Die Stimmung war siegesgewiss.

 

Es war spannend, erst in der zweiten Halbzeit schoss Mesut Özil das erlösende Tor. Und tatsächlich, bei dem Sieg ist es geblieben. Unbeschreiblicher Jubel und Freude herrschte,  Freude an so einfachen Dingen wie einem 1:0.

 

Als nächster Gegner wartet jetzt am Sonntag um 16 Uhr England auf die deutsche Mannschaft, da wird die Oberhessen-Arena sicher wieder rappelvoll sein. Und das schöne ist: Bisher blieb es friedlich, einfach eine fröhliche Fußball-Party. England hat  am Mittwoch ebenfalls 1:0 gewonnen. Wayne Rooney war zweimal nahe dran, sein erstes WM-Tor zu schießen, aber bisher hat der Stürmer-Star der englischen Premier League noch Ladehemmung. 

(c) Text und Bilder Frank Schäfer

 

Wandertipp: Die alte Linde bei Eckartsborn

Dieser alte Baum, der an einem Feldweg zwischen Schwickartshausen und Eckartsborn steht, hat mich schon seit Jahren fasziniert. Man hat wunderschöne Blicke - auf der einen Seite gen Hoherodskopf, auf der anderen über die Wetterau in den Taunus. Schließlich sind wir hier im westlichen Vogelsberg (nicht in der östlichen Wetterau, wie uns manche für dumm verkaufen wollen). Als ich im Sommer vor einigen Jahren hierher nach Wallernhausen gezogen bin, reizte es mich, zu Fuß die Umgebung zu erkunden. Wie ich nach Lißberg komme, fragte ich damals einen Einheimischen. Er beschrieb es detailliert: Die Chausee nach Fauerbach 'erab, nach der Feldscheune rechts hoch zum Wald, am Fichtendreieck links halten, am Pferdehof durch, auf der anderen Seite den Berg hoch. Die Beschreibung war nicht schlecht. Inzwischen kenne ich die Routen rund um "Walli", heute ging ich eine Zwölf-Kilometer-Tour bei bestem Sommerwetter. Von Wallernhausen die Feldwege hinauf zu den vier Windrädern. Dann ist man in Fauerbach. Von da weiter nach Schwickartshausen, man sieht die Linde schon. Schon wieder geht es bergauf, ein Feldweg Richtung Eckartsborn führt genau an diesem ausgewiesenen Naturdenkmal vorbei. Keine Ahnung, wie alt sie ist, schätzungsweise 400 bis 500 Jahre dürfte sie auf dem Buckel haben, sie sieht aber noch immer kerngesund aus. Man blickt zurück auf die vier Windräder von Fauerbach, dieses Dorf, in dem der Bürgermeisterbaum steht, ist in der Ferne zu erkennen, während Schwickartshausen in einer Senke verschwindet.

 

Theoretisch könnte man den Feldweg wieder zurück gehen und dann, anstatt nach Schwicksrtshausen nach links abzubiegen, geradeaus den Feldweg weitergehen. Dann kommt man zum Hillersbach-Stausee bei Hirzenhain, ein lohnenswertes Ziel, trotz der vielen Stechmücken, die einem um diese Jahreszeit dort erwarten. Einfach in Richtung der drei Windräder gehen, die bei Igelhausen stehen. Aber das wäre eine 20-Kilometer-Runde. Zuviel für heute (21. Juni 2010 und Sommeranfang). Also gehe ich die andere Richtung weiter und biege nach rechts ab. Es geht wieder bergab. Man kommt an den Wiesen vorbei, auf denen die glücklichen Schweine von Eckartsborn leben (http://www.vogelsberg-netz.de/content/view/1233/). Die gehören dem Biobauern, der auch die Hessenstube in dem Ortenberger Stadtteil betreibt. Aber leider, heute ist nichts von ihnen zu sehen, wahrscheinlich wurden sie an ein schattigeres Plätzchen gebracht. Man überquert die Chaussee (seit Napoleon hier durchzog, nennen die Vogelsberger ihre Landstraßen so, allerdings mit Betonung auf der ersten Silbe) und geht durch das Gelände der Orlitzhöfe, dem besagten Pferdehof, zum Eschberg hoch. Leider geht es schon wieder ziemlich lange bergauf, der Kreislauf muss erneut heftig arbeiten. Aber dann, auf der anderen Seite, taucht endlich wieder "Walli" auf, jetzt sind es nur noch zwei Kilometer, zum Glück bergab. 

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer, 21. Juni 2010

 

Altstadt pur in Ortenberg

 

Da gibt es kein Erbarmen. Selbst Ortenbergs Bürgermeisterin Ulrike Pfeiffer-Pantring wurde von "Shiva Grings", einem Improvisationskünstler, am Schluss des diesjährigen Spektakels "Altstadt pur" am Sonntag , 20. Juni, auf die Hauptbühne auf dem Alten Markt geholt. Mit den Puppen Ken und Barbie wurde es geprobt und dann auf urkomische Art umgesetzt. Die berühmte King-Kong-Verfilmung. Shiva Grings ließ sich dann mit Papierfliegern aus dem Publikum vom Bühnendach abschießen und in die Arme der Bürgermeisterin fallen, der armen. Zuvor hatte er sich ein Mädchen aus dem Publikum auf die Bühne zu einer Show geholt, aber diese Fotos dürfen wir aus rechtlichen Gründen nicht zeigen, es müsste nach dem Presserecht eine schriftliche Einwilligung der Erziehungsberechtigten vorliegen. Das ganze endete wie gehabt mit dem großen Finale auf dem Alten Marktplatz, zu dem die Organisatoren, Hans Schwab und Ronka Nickel, noch alle Akteure auf die Bühne holten. Dies waren sie selbst - Duo Gletscherbrand -, Klaus Lang (Arthur kommt vorbei), Clown Stäx, das musikalische Geflügel Cock Tales, das "Bombastic Orechestra" (bestehend aus zwei Leuten, die auch mit dem Diabolo Kunststücke vollführen), der Faltenkünstler Origastelet, das Odeon Orchestra, die Clowns Kaspar und Gaja, der China-Import "Pas Par Tout" und nicht zuletzt das Kletzmer-Ensemble Massel tov, die mir persönlch ebenso positiv auffielen wie der Shiva Grings alias "The Pigeon Chaser". 

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Schottisches und Mittelalterliches in Schotten

Das Konzept des Schottener Stadtmarketings um Ralph Koster scheint aufzugehen. Seit dem vergangenen Jahr werden der Schottische Mittsommer mit Highland-Games mit dem traditionsreichen Schötter Määrt verbunden. Und dazu kommt noch das Mittelater. Es passt ja alles zusammen, wurde die Stadt im Herzen des Vogelsberges doch auch im frühen Mittelalter von schottischen Mönchen gegründet, die sich hier niederließen, um den Heiden keltischen Ursprungs das Christentum aufzutroktoyieren. Am Samstag, 19. Juni 2010, wurde das Fest am Nachmittag im Alteburgpark eröffnet. Bürgermeisterin Susanne Schaab wurde dabei von ihren "Ratsherren" Willi Zinnel und Walter Bruch begleitet, außerdem von den drei neuen Schottener Prinzessinnen Rosamund (Lorena Appel aus Kaulstoß), Fecharamund (Jennifer Gries aus Eichelsachen) und Gebahard (Lisa Gebhardt aus Schotten). Und entgegen aller Wetterprognosen regnete es nicht, oft schien die Sonne. 

In dem idyllischen Park am Ufer der Nidda wurde dem Publikum schon am Eröffnungstag einiges an Unterhaltung geboten, zum Beispiel durch die Walcacts der Stelzenkünstlerin "eSteffania" und die Auftritte der "Luftgauckler Filou und Farella" (Herbert Elischer und Rita Kobel), wobei sich zu meiner persönlichen Überraschung "Filou" als der in der in der Gießener Kultur-Szene sehr bekannte Percussionist entpuppte. Für positive Überraschungen sind die Schottener Feste immer gut - und sie liegen in bewährten Händen der heimischen Gastronomie. Schwer fiel die Wahl zwischen deutschem Imbiss à la Bratwurst, Flammkuchen vom Zuckerbäcker Haas oder schottischen Spezialitäten auf Vogelsberger Art, die der Landgasthof Kupferschmiede aus Rainrod anbot. Am Samstagabend, als der Park illuminiert wurde, trat dann auch noch die Irish-Folk-Band "Irish Stew" auf. 

Mittelalterlich geht es auch zu bei diesem schottischen Mittsommerfest. Denn das "Freyvolk zu Ulrichstein" hat im Park sein Lager aufgeschlagen. Bereitwillig werden die Ausrüstungen erklärt, man darf auch gerne mitmachen. Erstaunlich wieviel so ein Kettenhemd wiegt. Aber der Höhepunkt des Schottenfestes kommt am Sonntag, 20. Juni. Gegen 13 Uhr ziehen Pipe- & Drum-Bands in den Park, dann beginnen bei freiem Eintritt die Vogelsberger Highland-Games mit den Disziplinen Baumstammwerfen, Heusack-Schlagen, Sackhüpfen, Heuballen-Rollen und Tauziehen. Die ersten Pipe- & Drum-Bands zogen am Samstag schonmal probehalber durch den Park. 

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Der WM-Song aus dem Vogelsberg

 „Dieses Mal holen wir den Pokal!“ Schon mancher mag diesen rockigen Ohrwurm mit seinem eingängigen Refrain im Radio gehört haben. Hinter diesem WM-Song, der vielleicht noch ähnlichen Hymnen-Status erlangen kann wie „54, 74, 90, 2006“ von den Sportsfreunden Stiller, stecken drei Musiker aus dem Vogelsberg: Jochen Flach aus Birstein, Dennis Korn aus Eckardroth und Heiko Müller aus dem Grebenhainer Ortsteil Crainfeld. Zusammen nennen sie sich „Müller & Co.“. Jochen Flach ist besonders in Birstein kein Unbekannter, komponierte er doch die Musik für das Birsteiner Musical vom „Wilden Weib“, das schon zwei erfolgreiche Spielzeiten erlebte. Und Dennis Korn kennt man als Leiter des Gospelchors „Singin‘ Joy“ aus Unterreichenbach. Wie Jochen Flach berichtete, entstand die Idee, einen eigenen WM-Song zu komponieren, bereits im Jahr 2008,  nach dem „Sommermärchen“, der Fußball-WM in Deutschland, das für die deutsche Elf mit dem dritten Platz endete und der zwei Jahre später folgenden Fußball-Europameisterschaft.. Zu der damaligen Zeit lebte Heiko Müller, den mit Jochen Flach schon eine jahrzehntelange Freundschaft verbindet, gerade in Israel.  Und die  Fußball-Europameisterschaft brachte für Deutschland den zweiten Platz. Und so heißt es auch in dem WM-Song aus dem Vogelsberg: „Nach dem dritten und dem zweiten Platz bleibt diesmal nur noch eins“. Ganz klar: „Dieses Mal holen wir den Pokal.“ Komponiert hat den flotten Song Heiko Müller, aufgenommen wurde er in Jochen Flachs Studio, er arrangierte den Song auch und übernahm das Programmieren des Drum-Computers. Heiko Müller ist als Sänger zu hören, Dennis Korn spielt E-Gitarre und Bass. Inzwischen gibt es eine zweite, aktuellere Version, die „Jetzt-erst-recht“-Version. Sie entstand nach der Verletzung Michael Ballacks. Und so ist in dieser Version die Zeile zu hören: „Auch ohne Ballack – jetzt erst recht“. Im Plattenladen wird man dieses Lied vergeblich suchen, denn es wurde nicht auf CD veröffentlicht. Man kann es als MP3-Download erwerben, zum Beispiel auf Internet-Plattformen wie I-Tunes, Musicload oder Amazon. Bei Amazon.de etwa kosten beide Versionen jeweils 0,91 Euro. Man kann sich den Song dort aber auch kostenlos anhören, ebenso gibt es bei Youtube ein Video, das allerdings nicht die drei Musiker, sondern eine Diashow mit WM-Eindrücken zeigt. Und man kann sich diesen Song sogar im Radio wünschen, beispielsweise bei HR3 oder Radio FFH. Wieviele Mal der MP3-Song schon verkauft wurde, kann Jochen Flach momentan noch nicht sagen, die Abrechnung steht noch aus. Aber der rockige Song hat durchaus die Chance, die deutsche WM-Hymne zu werden. Auch in Internetplattformen wie wkw oder facebook gibt es inzwischen Gruppen. Das nachfolgende Bild zeigt Heiko Müller während der Aufnahme im Birsteiner Studio.

 

 (c): Text: Frank Schäfer/ Bilder: Jochen Flach

 

 

Was macht Markus im Gelnhäuser Schwimmbad?

Dies sind Markus und die Gelnhäuser Rocksängerin Silke Knoll. Markus, jeder kennt das, diesen Song von 1982, "Ich will Spaß" und den Film, der er mit Nena drehte, "Gib Gas, ich will Spaß". "Neue Deutsche Welle" nannte sich die Musikrichtung, die deutsche Antwort auf Punk und New Wave aus Britain. Doch was trieb Markus an diesem 16. Juni 2010 ins Gelnhäuser Schwimmbad? "Ich will Spaß" ist diese Antwort. Mit dieser NDW-Show tritt Markus am 3. September 2010 in der Gelnhäuser Stadthalle auf, unterstützt von einer exzellenten Band, Tänzerinnen, Hubert Kah (dem Exzentriker der NDW-Szene), Alex Kerbst (dem Hauptdarsteller des "Falco"-Musicals, der eine atemberaubende Falco-Show bietet) und Silke Knoll, die nicht nur Leadsängerin der Markus-Band ist, sondern auch die Songs von Nena zelebrieren wird. Wenn Markus und Silke "Kleine Taschenlampe brenn'" singen, dann ist das Gänsehaut-Feeling pur. Übrigens kennt auch die Jugend von heute Markus. Im Gelnhäuser Schwimmbad, wo wir vom Gelnhäuser Tageblatt im GT-Strandkorb den Interview- und Fototermin hatten, denn unsere Zeitung präsentiert die Show, wurde er erkannt. Einige junge Schülerinnen wussten sofort, na klar, wer das ist, und stimmten an "Ich will Spaß". Karten zu 22,65 Euro gibt es beim Gelnhäuser Tageblatt in Gelnhausen, beim Kreis-Anzeiger in Nidda und Büdingen und bei allen VVK-Stellen mit Reservix-System. Die Frage, ob er damals was mit Nena "hatte", beantwortete Markus am Freitag, 18. Juni 2010, im Gelnhäuser Tageblatt: Es war eine Romanze für einen Sommer. Süß. Markus und Nena und ich sind im gleichen Jahrgang, dem besten des letzten Jahrhunderts! 

(c) Text und Bilder Frank Schäfer

 

In Bad Nauheim ist Landesgartenschau

...aber leider schaffte ich es an diesem Samstag, 12. Juni 2010. nicht, bis dorthin zu gelangen. Zu interessant war der Weg durch Bad Nauheim dorthin, eine Zeitreise durch die Geschichte der Verwendung der Solequellen, die dort aus dem östlichen Rand des Taunus sprudeln. Sharon Rieck, die früher in dieser Stadt lebte, konnte uns viele interessante Dinge zeigen und erzählen. Seit tausenden von Jahren machte dies die Gegend interessant für die Kelten, Römer, viele andere bis hin zu Elvis Presley, der dort in einem Luxushotel als GI seinen Dienst in der US Army machte. Auch russische Zaren waren da, ebenso wusste US-Präsident Frankln D. Roosevelt das Städtchen am Taunus zu schätzen. Vom Johannisberg, an dessen Rand die Solequellen entspringen, hat man einen genialen Blick über Bad Nauheim und die Wetterau in den Vogelsberg (Bild). Dort oben auf dem Johannisberg  sind Überreste eines römischen Wachtturms, einer Kirche, dort sind jetzt eine Sternwarte und ein Ausflugslokal. Wenn man erst einmal bis dort oben hin gelaufen ist, kommt man sobald nicht wieder los. Hier ist es so schön, dann gehen wir eben ein bisschen später zur Landesgartenschau.

 

Auf dem Weg vom Johannisberg abwärts in die Stadt geht man "durch das Sonnensystem" gen Landesgartenschau, die quasi die Sonne bildet. Künstler haben einen Planetenweg geschaffen. Dieses Bild zeigt das Innere der Kugel, die auf dem Planetenweg an der obersten Station am Johannisberg den äußersten Planeten darstellt, den Pluto, dem jetzt aber der Status eines Planeten aberkannt wurde. In seinem Inneren ist der Fährmann der Unterwelt aus der antiken Mythologie zu sehen. Wer kennt noch den Spruch, mit dessen Hilfe man sich die Reihenfolge der Planeten unseres Sonnensystems merken kann? Mein Vater Erklärt Mir Jeden Sonntag Unsere Neun Planeten: Merkur, Venus, Erde, Mars, Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun, Pluto. Wenn man sich auf diesen Planetenweg einlässt, hat man wieder ein paar Stunden Zeit für die Landesgartenschau verloren. Warum eigentlich, so fragten wir uns, ist der arme kleine Pluto jetzt aus dem Reigen der Planeten ausgeschlossen worden? Man wird die Antwort auch im Internet finden. Schade, dass die Bürokratie jetzt auch in eine der objektivsten Wissenschaften Einzug hält (die Physik).

 

 Unten, im Städtchen angekommen, begegnen einem überall diese rostbraunen Wasserströme. Das ist der Schatz dieser Gegend. Sole. Auf dem Glauberg lernte ich, dass schon die Kelten in der Antike hier, wo jetzt Bad Nauheim ist, eine regelrechte Salzfabrik hatten. Das sehr kochsalzhaltige Wasser dieser Quellen (ungefähr 35 Gramm  je Liter) wurde zunächst in großen Becken vorgradiert (durch Verdunsten konzentriert), dann in Tontöpfe gefüllt und in Öfen gekocht. Man nannte das Solesalz "das weiße Gold der Kelten". Das und die Fruchtbarkeit der Wetterau mit ihrem Lößboden, den sie der letzten Eiszeit zu verdanken hat, macht das besondere dieser Gegend aus. Deswegen haben die Römer den Wetteraulimes und das Kastell Saalburg gebaut.

 

Diese rostbraune Sole (sie hat auch einen extrem hohen Eisengehalt) sprudelt heute noch wie im Überfluss aus den Quellen und speist auch Brunnen wie diesen. Das Wasser ist zudem noch ziemlich warm. Man könnte direkt darin baden. Dazu wurde es auch benutzt, schon die Römer hatten hier eine Sole-Therme. Es scheint extrem gesund zu sein, in so einer rostigen Salzbrühe aus den Tiefen des Taunus-Quarzits zu baden - und sie auch zu trinken. Im Spudelhof kann man es kostenlos probieren. Es schmeckt eklig. Salziges Rostwasser.

 

Aber Ende des 19. Jahrhunderts boomte diese Art von "Wellness"-Kur bis hin in die höchsten Kaiserhöfe hinauf. Nauheim wurde "Bad" und wohlhabend. Man riss aber deswegen das alte Kurhaus nicht ab, es wurde abgebaut und in Nidda/ Bad Salzhausen, wo die Quellen ähnlich eklig schmecken, wo es aber darüber hinaus Spezialitäten gibt wie die Lithium-Quelle, wieder aufgebaut. Dafür errichtete man in Bad Nauheim eine komplett neue Kuranlage im Jugendstil, die einfach sehenswert ist. Leider fasziniert einem auch das für Stunden, so dass die Kassen der Landesgartenschau bis dahin schon geschlossen haben. Über die LGS Bad Nauheim kann daher leider an dieser Stelle erst demnächst berichtet werden. Wer aber von ekliger Salz-/ Rostbrühe fasziniert ist und sie für Heilwasser hält, sollte noch nach Schwalheim an den sogenannten Löwenbrunnen fahren, eine ebenfalls öffentlich zugängliche und kostenlos nutzbare Heilquelle, die ebenfalls von den Römern geschätzt wurde. Dort mischt sich noch saures schweflig-fauliges Aroma und prickelnde Kohlensäure in den rostigen Salzbrühengeschmack.  Der absolute Wellness-Kick - für den, der es braucht :-)

(c): Text und Bilder: Frank Schäfer

 

Pauschalangebote für die Radtouristen

Bereits im vergangenen Jahr hat sich in Birstein im südlichen Vogelsberg ein Arbeitskreis aus Gastronomen, Zimmervermietern, Direktvermarktern und Vertretern der Gemeinde gebildet, die als Tourismus-Partner zusammenarbeiten und den Fremdenverkehr voranbringen wollen. Am 14. Juni 2010  fand ein weiteres Treffen statt. Zu Gast waren Burkhard Kornherr und Elke Weigand vom Tourismreferat des Main-Kinzig-Kreises. Am Ende des Arbeitstreffens stand das Ergebnis, dass es nötig ist, den Radtouristen Pauschalangebote zu machen. Bürgermeister Wolfgang Gottlieb freute sich, dass sich seit dem letzten Treffen einiges getan habe: Der Sonnenhof in Illnhausen biete mehrtägige Fahrten mit der Pferdekutsche nach Fulda an, in Wettges werde jetzt eine neue Gaststätte eröffnen, und in der Gaststätte „Zum Mohr“ in Birstein würden derzeit Fremdenzimmer eingerichtet. Da das Treffen in eben dieser Gaststätte stattfand, wurden die ersten bereits fertigen Zimmer auch gleich besichtigt. Burkhard Kornherr berichtete dann aus der Arbeits seines Referats. Der Main-Kinzig-Kreis liege im Spannungsfeld der Mittelgebirge Vogelsberg und Spessart sowie der Flussaue der Kinzig. Touristische Ziele seien, Gesundheit zu finden – Bad Soden-Salmünster und Bad Orb –, Geschichte zu entdecken – Gelnhausen und Schlüchtern –, Natur zu genießen – zum Beispiel in Birstein – und gemütliche Hotels. Zielgruppen seien unter anderem Kurzurlauber, Tagestouristen und Radwanderer. Im Main-Kinzig-Kreis gebe es jährlich rund 1,2 Millionen Übernachtungen, die meisten davon in den beiden Kurstädten. In Birstein seien es 9100 Übernachtungen, dazu kämen 91 000 Tagesgäste. Und jeder Tagesgast gebe im Durchschnitt 35 Euro aus. Birstein habe durchaus etwas zu bieten, so die Sotzbacher Feuerwehrscheune, das Ayurveda-Institut in Obersotzbach, Premiumwanderwege wie den Vulkanring und besondere Radwege wie den Vogelsberger Südbahnradweg oder den BahnRadweg Hessen, der in Birstein offiziell eröffnet wurde. Dies sei, so sagte die Birsteiner Tourismusbeauftragte Silvia Bittner, ein Glücksfall gewesen, denn dadurch, dass die Medien hessenweit über diese offizielle Eröffnung in Birstein berichteten, werde der BahnRadweg Hessen, auf dem man von Hanau bis Bad Hersfeld fahren kann, mit dem Namen Birsteins verbunden. Sie habe sehr viele Anfragen von außerhalb.Burkhard Kornherr stellte als neue Projekte den Wanderweg „Spessartbogen“ von Hasselroth bis Schlüchtern vor, ferner Wege des Regionalparks Rhein-Main. Einer davon, die Hohe Straße, werde von Hammersbach nach Birstein-Fischborn führen. Alle diese Projekte würden überregional in Broschüren und im Internet beworben. In Birstein gebe es keine klassifizierten Hotels, so Kornherr weiter. Hier gebe es Nachholbedarf. Ein Pfund, mit dem die Gemeinde wuchern könne, sei dagegen das neu erhaltene Prädikat „Erholungsort“. In der anschließenden Diskussion ging es um die Frage, wie man Birstein voranbringen könne. Die Antwort war: Die Gemeinde und ihre Anbieter müssten dem Gast Pauschalangebote machen. Ein Radtourist etwa fährt im Durchschnitt 60 Kilometer am Tag. So lang sind  in etwa die Etappen von Hanau nach Birstein oder von Birstein nach Lauterbach. Silvia Bittner gab bekannt, dass „radtours.de“ bereits Pauschalangebote für Birstein mache. Burkhard Kornherr riet jedoch dazu, dies nicht anderen zu überlassen, sondern solche Angebote selbst zu erstellen und entsprechend Werbung dafür zu machen, besonders im Internet. 

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer

  

Hochsommer-Tag in Wallernhausen

Diesen Ausblick auf den Wasser-Hochbehälter der Stadt Nidda, der auf einem kleinen Nebenkrater des Vogelsberg-Vulkans thront, habe ich von meinem Balkon aus. Sie fördern da wohl auch Wasser aus dem alten Vulkan, den wir Niddaer bis Unter-Widdersheim unter unseren Füßen haben. Von da oben aus schaut man übrigens (von hier aus gesehen) nach links auf den Taunus und nach rechts auf den Hoherodskopf (Bild)

Achso, ja, und mein Balkon gen  Abendsonne ist auf dem nächsten Bild zu sehen. Im Goldenen Schnitt im Sinne da Vincis, und zwar in einer Goldenen-Schnitt-Möglichkeit rechts unten. Findet ihr ihn? :-)

(c): Frank Schäfer, 5.6.2010

 

 Bahnradweg Hessen als touristische Chance

Ein Begriff, den man bei gewissen Fachtagungen und in diversen Presseerklärungen immer wieder findet, ist  "das touristische Leuchtturmprojekt".  Es symbolisiert Hoffnung auf den sanften Tourismus, der etwas Geld bringen möge in die Kassen einer strukturschwachen Region, wie sie der Vogelsberg nun einmal ist, der zudem von der "demographischen Entwicklung" bedroht ist, einem extremen Bevölkerungsrückgang. Aber es soll neues Leben kommen in die Region Vogelsberg/ Wetterau, die miteinander verbunden ist. "Sanfter Tourismus" wird als Chance begriffen, wozu Wandern, Radfahren, Reiten, Kutschfahrten, Wellness, Lama-Trecking, Ayurveda und ähnliches zählen. Eine solche Leuchtturm-Hoffnung versprechen sich die Verantwortlichen auch vom BahnRadWeg Hessen, der von Hanau nach Bad Hersfeld führt. Elke Weigand vom Tourismusreferat des Main-Kinzig-Kreises (auf dem Bild links) und die Birsteiner Tourismusbeauftragte Silvia Bittner (auf dem Bild rechts) machten auf der diesjährigen Wächtersbacher Messe eifrig Reklame dafür - und der Tourismus-Referatsleiter im Main-Kinzig-Kreis, Burkhard Kornherr, wunderte sich, dass schon in den ersten vier Messetagen 6000 (!) Prospekte des BahnRadWegs Hessen mitgenommen wurden. Also ist zumindest die Bereitschaft da, Prospekte mitzunehmen, ein Interesse besteht. Ähnliche Erfahrungen haben die Leute der Region Vogelsberg Touristik, zu deren Gesellschaftern ja auch die Stadt Nidda gehört, auch bei diversen auswärtigen Werbeauftritten gemacht. Dieses Interesse ist berechtigt. Viele Bahnlinien wurden stillgelegt. Ihre Vorteile sind: mäßige Steigungen, vorhandenes Wegerecht hinsichtlich der Besitzverhältnisse und der Planungsvollmachten. Vor zehn Jahren wurde der Vulkanradweg von Lauterbach nach Hartmannshain eröffnet, der genau auf der ehemailigen Bahntrasse verläuft.  Über den Vulkanradweg kann man inzwischen bis in die Wetterau gelangen und von dort über den Niddaradweg und andere Verbindungen nach Frankfurt, alles auf asphaltierten Premium-Radwegen. Der Vogelsberger Südbahnradweg von Wächtersbach (Anschluss an die Autobahn A 66 und die Bahnlinie Frankfurt - Fulda) über Brachttal und Birstein stößt bei Hartmannshain auf den Vulkanradweg und ist Bestandteil des BahnRadWegs Hessen, worauf man in der Gemeinde Birstein stolz ist.  Es gibt also eine Nordroute und eine südliche Route, die in Hartmannshain zusammentreffen. Wer die Steigung hinauf in den Hohen Vogelsberg vermeiden will, kann den Vulkan-Express  benutzen, ein spezielles Busangebot der Verkehrsgesellschaft Oberhessen (VGO), die von Mai bis Oktober an den Wochenenden Busse mit Fahrradanhänger einsetzt. Der "Genussradler" kann sich damit von verschiedenen Richtungen aus auf den Hoherodskopf oder nach Hartmannshain bringen lassen und von dort gen Tal rollen. Wer sich durchtrainieren will, strampelt die 245 Kilometer von Hanau über den Vogelsberg und Teile der Rhön bis nach Bad Hersfeld durch. Das wäre mein persönlicher Urlaubstipp.

(c): Text und Foto Frank Schäfer

 

 Niddaer besuchen Reichstag in Gelnhausen 

 

Wir drei Leute aus Nidda, aus dem Tor von der Wetterau zum Vogelsberg, durften heute, am 30. Mai 2010, einen historischen Moment nacherleben: Kaiser Friedrich I. Barbarossa verleiht im Jahr 1170 der von ihm gegründeten Siedlung die Stadtrechte. Gleichzeitig wurde in der Gelnhäuser Kaiserpfalz ein historisch bedeutendes Ereignis nachgespielt, der Reichstag von 1180, zu dem Barbarossa die wichtigsten Vertreter des Adels und des Klerus nach Gelnhausen, an den Rand des südlichen Vogelsberges, zusammengerufen hatte. Auf ihm wurde Heinrich der Löwe entmachtet. Dies ist in der historisch bedeutsamen sogenannten "Gelnhäuser Urkunde" festgehalten. Diese Ereignisse, 840 Jahre Stadtrecht für Gelnhausen und 830 Jahre Reichstag, wurden am Wochenende in Gelnhausen mit einem historischen Stadtfest gefeiert. Viele hatten sich entsprechend gewandet, die ganze Stadt tauchte ins tiefe Mittelalter der Stauferzeit ein. 500 Meter weiter erwartete die Niddaer der Dreißigjährige Krieg. "Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen" saß vor seinem Geburtshaus in der Gelnhäuser Schmidtgasse - heute das Grimmelshausen-Hotel - und plauderte aus seinem Leben, das vom schrecklichen Dreißigjährigen Krieg bestimmt war. 1622 geboren, erfassten ihn die Gräuel des Kriegs als zwölfjährigen Buben, er floh, wie viele, in die Festung Hanau. Und er schrieb alles selbstironisch und satirisch nieder, in dem Buch "Der abentheuerliche Simplicissimus". Unter anderem war da von den Wetterauern zu hören, denen der Hunger in den Augen stand, und die vor lauter Verzweiflung in Hanau Gras und Sägemehl aßen, während sich Standkommandant Ramsey und seine Offiziere und klerikale Würdenträger füllten bis zum Erbrechen. Wie "Mastscheine" benehmen sich die Hohen Herrschaften, wundert es den zwölfjährigen Bub Grimmelshausen in seinen Aufzeichnungen. Und wenn nichts mehr hinein passte an Wein und Gebratenem, dann führten sie vor der Tür das Erbrechen herbei und machten anschließend weiter mit der Völlerei, während draußen der Plebs verhungerte. - Der  da vor Grimmelshausens Geburtshaus saß, amüsant schilderte und las, war kein Geringerer als der Literaturwissenschaftler Professor Dr. Heiner Boehncke von der Uni Frankfurt, der vor zwei Jahren mit Reinhold Kaiser eine vom Barocken ins modernere Deutsch übersetzte Fassung des "Simplicissimus" vorstellen konnte. Auch dieser Zeitsprung um 500 Jahre, vom Reichtstag zu Geylnhusen in den Dreißigjährigen Krieg, war die Reise wert.

 (c) Text und Bilder: Frank Schäfer

 

  Umfrage: Das wandernde Dreckloch aus der Harb

 

Hier seht ihr das berühmte Dreckloch in der Harb. Es lohnt sich nicht mehr, hier Betonsteine zu produzieren, deswegen hat der Besitzer des Geländes neue Pläne: ein riesiges Ladenzentrum. Viele in Nidda-Harb sind  anscheinend froh, dass dieses Dreckloch verschwiindet und dass sie zusätzlich zum Herkulesmarkt und zu McDonalds zusätzliche Einkaufsmöglichkeiten haben. Aber in der Geschäftswelt Niddas gibt es Befürchtungen, dass dann die Innenstadt Niddas zum Dreckloch wird, weil alles dicht macht. Das Dreckloch wandert also drei Kilometer weiter. Und wohin wandert es dann? Nach Schotten vielleicht? Wäre der Schottensee groß genug, das Dreckloch darin zu versenken? Diskussionen sind gerne erwünscht. Sagen Sie uns Ihre Meinung zum Ladenzentrum in der Harb - unter dem Menüpunkt "Umfrage".

(c) Text und Bild Frank Schäfer

 

Große Oldtimerparade zu Ehren des Vulkanradweges 

GREBENHAIN. "Sie können gerne eine Runde mitfahren", sagt Jürgen Schnaudt vom Oldtimer-Club Gelnhausen, als der Besucher staunend vor dem 81 Jahre alten Ford A stehen bleibt. Mit einem Motorengeräusch, das dem eines Traktors ähnelt, setzt sich der Wagen in Bewegung und dreht mit den Fahrgästen eine Runde um Illbeshausen. Herrlich, in dem Cabrio die Sonne und die Vogelsberglandschaft zu genießen.

 

Oldtimer-Autos, -Motorräder, -Traktoren und sogar -Fahrräder waren am Pfingstsonntag im Kurpark Hochwaldhausens ein häufiger Anblick, war der kleine Ort doch in der Mittagszeit Anlaufstelle für die diesjährige ADAC-Oldtimerfahrt des MSC Horlofftal. Mehr als 90 alte Gefährte steuerten den kleinen Ort an, von der kleinen BMW Isetta bis hin zum protzigen Cadillac. Aber eigentlich sollte dieser Sonntag den Radfahrern gehören, sowohl auf dem Vulkanradweg als auch auf dem Vogelsberger Südbahnradweg zwischen Völzberg und Birstein. Auf 1000 bis 2000 Besucher schätzte am Nachmittag Oliver Auler von der Region Vogelsberg Touristik die Menschenmasse im Kurpark. Anlass für das große Fest war das zehnjährige Bestehen des Vulkanradwegs. Genau am 1. Mai 2000 wurde der erste Abschnitt zwischen Lauterbach und Hartmannshain eröffnet. Grebenhains Bürgermeister Manfred Dickert, sein Hirzenhainer Amtskollege Freddy Kammer, Uta Nebe von der Vogelsberg-Touristik, VGO-Geschäftsführer Armin Klein und Landrat Joachim Arnold aus dem Wetteraukreis blickten bei der offiziellen Eröffnung des Jubiläumsfestes, bei der Beigeordneter Erhard Appel die Gemeinde Birstein und Stadtrat Willi Zinnel Schotten vertrat, auf den Werdegang des Radwegs zurück. Er ist um mehrere Abschnitte erweitert worden, nunmehr 96 Kilometer lang und reicht von Lauterbach bis Bad Vilbel. Bei Hartmannshain ist er mit dem Vogelsberger Südbahnradweg verknüpft, der durch die Gemeinden Birstein und Brachttal nach Wächtersbach führt, und er ist Bestandteil des BahnRadwegs Hessen. "Wir haben ein gutes Zwischenergebnis erreicht", lobte Landrat Arnold. Der Vulkanradweg sei "mittlerweile die Hauptschlagader für die gemeinsame Regionalentwicklung von Vogelsberg und Wetterau". Die Gastronomie, mahnte Landrat Joachim Arnold an, müsse mitziehen. Und es sei nötig, den "Quellmarkt Rhein-Main Gebiet" noch stärker als bisher anzubinden. Dies geschehe zum Beispiel durch die Anbindung des Niddaradwegs und des Limesradwegs.

 

Während der Grußworte der Prominenz trafen scharenweise die Ausflügler ein, viele von ihnen waren mit dem Rad gekommen. Sie bestaunten die Oldtimerfahrzeuge, die nach und nach aus Richtung Hoherodskopf heranrollten. Die Fahrzeuge wurden bestaunt und fuhren nach Süden weiter, wobei sie auch durch Völzberg kamen.

 

Auf dem Gelände hatte zahlreiche Aussteller Stände aufgebaut, an denen es nicht nur Informationen und Angebote rund um das Fahrrad gab. Birsteins Tourismusbeauftragte Silvia Bittner warb gemeinsamen mit den Vogelsbergstädten Herbstein und Lauterbach für die touristischen Angeboten, gegenüber stand ein Feuerwehr-Oldtimerfahrzeug als Blickfang, an dem Süren Reifschneider mit Helfern über die Sotzbacher Feuerwehrscheune informierte und Werbung machte für das Museumsfest am 22. August in Untersotzbach. Für Essen und Getränke sorgten unter anderem die Vereine aus Illbeshausen-Hochwaldhausen. Auch gab es Vogelsberger Spezialitäten zu probieren, unter anderem Sotzbacher Säfte und Hochprozentiges aus der Schlitz Destillerie sowie natürlich Vogelsberger Bier aus Lauterbach.

(c): Frank Schäfer, 24. Mai 2010. Für Text und Bilder gilt das Urhebrrecht

 

Fesca meets Silver

 

„75 Jahre ist schon eine schwierige Zahl“, meinte der Jubilar am Pfingstsamstag 2010. Abgesehen davon, dass man ihm dieses Alter nicht anmerkt, riet Klaus Keßler am Samstag seinen zahlreichen Geburtstagsgästen, offen zu bleiben für alles Neue. Und er nutzte die Gelegenheit, eine bisher noch nie gesehene Sonderausstellung in seiner zum Keramikmuseum umfunktionierten alten Fachwerkscheune im Streitberger Lindenhof zu eröffnen: Edle Designerstücke, die vor etlichen Jahrzehnten in Zusammenarbeit der Waechtersbacher Keramik und der renommierten Hanauer Silberschmiede J. D. Schleissner Söhne entstanden, die vor einigen Jahren in das Hofgut Zippur in Hain-Gründau umgezogen ist. Landrat Erich Pipa ließ es sich nicht nehmen, sich diese neue Ausstellung anzuschauen und natürlich seinem Parteigenossen zu gratulieren.

In den neuen Werkstatträumen des denkmalgeschützten Hofgutes Zippur führt die Diplom-Designerin Brigitte Schleissner seit 1987 gemeinsam mit ihrer Mutter Ruth und mit ihrem Mann Wolfgang Krauss-Schleissner die Geschicke der renommierten Hanauer Silberschmiede. Nach der Gründung 1680 durch Johann Jakob Schleissner in Augsburg setzt sich die Unternehmensgeschichte ab 1816 entscheidend in Hanau fort. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Unternehmen zerbombt. Aber die Silberschmiedekunst ging auf höchstem Niveau weiter, stets in Verbindung zum Goldschmiedehaus und zur Hanauer Zeichenakademie. Brigitte und Ruth Schleissner waren am Samstag persönlich anwesend und erklärten, was das Besondere ist: Ihr Großvater, Richard Schleissner, habe nach dem Zweiten Weltkrieg zusammen mit der Schlierbacher Keramikfabrik diese Werke geschaffen. Die Steingutgefäße sind handgetöpfert und graphitschwarz. Diese Spezialglasur ist exklusiv für die Kombination mit dem Silber entwickelt worden und ähnelt dem Graphit eines klassischen Bleistifts. Dazu kommen die Deckel und Verzierungen aus edlem 925er-Sterlingsilber. „Das ist Historismus pur“, schwärmte ein Kunstkenner aus Kronberg im Taunus, auch wenn die Gründerzeitepoche eigentlich 50 Jahre vor der Entstehung dieser Werke zurück lag. Brigitte Schleissner setzt die Tradition ihres Großvaters fort und veredelt Produkte aus der heutigen Produktion der Keramikfabrik mit Silberapplikationen. Aber die heutigen glänzenden Glasuren halten den speziell angefertigen matten aus Graphitschwarz dem Vergleich nicht stand. Vor allem seien die damaligen Gefäße noch echte Töpferarbeit und die heutigen in Formen gepresst, wie sie erklärte. Die aktuelle Ausstellung im Lindenhofmuseum, die noch drei Monate zu sehen ist, trägt den Titel „Waechtersbacher Keramik im Silberschmuck – Schleissner meets Fesca“, denn die Designerin Ursula Fesca war seinerzeit maßgeblich beteiligt. Fesca stammte aus Dessau und war Vertreterin des Bauhaus-Stils. Sie hielt als letzte die Kunstabteilung der Waechtersbacher Keramik aufrecht, die in der Jugendstilzeit wahre Kunstwerke schuf.

 

Über all dem wurde der 75. Geburtstag nicht vergessen. Klaus Keßler zitierte Albert Schweizer. „Ob 70 oder 17 – im Herzen eines jeden Menschen wohnt die Sehnsucht nach dem Wunderbaren.“ Jugend sei ein Geisteszustand. Er hielt dem das „graue Fieber des Alters“ aus Goethes Faust 2 entgegen. Klaus Keßler erinnerte sich, dass er, als er 51 wurde, sein Leben noch einmal umdrehte, das Dasein eines wohlhabenden Bankkaufmanns aufgab und für die Hälfte des Einkommens als Gewerkschaftssekretär glücklich war. Zusammen mit seiner Frau Marlies ging er ein weiteres Wagnis ein: Aus dem Bungalow in Altenhaßlau folgte der Umzug in die alte Hofreite auf der Spielberger Platte, in ein kleines sympathisches Vogelsberg-Dorf. In vielen Jahren harter Arbeit ist aus dem Anwesen ein Schmuckstück geworden, das auch den Landrat erstaunte. Klaus Keßler bat seine Geburtstagsgäste um Spenden zugunsten des Förderkreises „Martinskirche Udenhain“. 400 000 Euro würden noch für die Sanierung des Gotteshauses benötigt. Der Gelnhäuser Künstler Achim Gogler steuerte ein Gemälde des Udenhainer Wahrzeichens bei und gab am Samstag zusammen mit Ingrid Schäfer ein musikalisches Ständchen. Und weiter ging die Party eines jung gebliebenen 75-Jährigen mit Musik der Beatles und der Rolling Stones.

(c) Text und Bilder: Frank Schäfer, 24. Mai 2010

ViSdP: Frank Schäfer, Erbsengasse 32, 63667 Nidda,  | frank.schaefer34(at)freenet.de
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